Wohnmobil contra Wohnwagen

…oder wie meine Campingkarriere begann

Der Grundstein für meine Campingkarriere wurde in frühen Kindertagen, ich war vier Jahre alt, gelegt. Ende der Sechziger übernachteten wir, meine Eltern und ich, ein paarmal im Aufseßtal, fränkische Schweiz, direkt neben unserem Ford 17m, ohne Zelt, nur in Schlafsäcken auf einer Wiese.

Anfang der Siebziger, verbrachten wir einmal vier Wochen Sommerurlaub zeltend auf der Steckelburg, einer Ruine im Spessart.

Nachfolgende Hotelurlaube empfand ich meist irgendwie langweilig. Als Jugendlicher verreiste ich des Öfteren mit Freunden und Zelt. Das knappe Geld gab man lieber für „sinnvolle“ Dinge aus, statt für teure Hotelzimmer.

Später, den Autoführerschein in der Tasche, erkannte ich schnell den Vorteil von PKW-Kombis. Begonnen hat alles mit einem Renault 4 Kastenwagen, ein Zweisitzer ohne Seitenfenster im Heck, den ich zum Übernachten an den Wochenenden nutzte. Ein Opel Kadett Kombi, mit dem ich im Baltikum war, ein VW Passat Kombi, der uns in Griechenland eine Schlafstatt bot, folgten. Dazwischen durfte ich noch einen VW-Bus T2 mein Eigen nennen, der mir nicht nur vier Wochen lang schöne Nächte in der ungarischen Pusta ermöglichte …

Kurz nach Christians Geburtstag, wir hatten gerade in Haus gekauft und einen Umzug hinter uns, Geld war also wieder knapp, „lief“ mir ein Wohnwagen über den Weg.

Maria wollte mit kleinem Kind nicht mehr im Zelt oder im Kombi schlafen, also musste eine günstige Alternative für den Urlaub her. So nahm die Campingkarriere ihren Lauf. Da stand er, ein Eriba Touring, mit TÜV, in passablen Zustand, für ein paar Hundert Euro. Kurz darauf stand er in unserem Carport.

Mit unserem kleinen Gespann erlebten wir viele schöne Urlaubsreisen, wobei wir fast immer nach Griechenland fuhren und dort Stand-Strandurlaub machten.

Mit Kindern ist diese Art des Urlaubs natürlich ideal, schnell lernen sie neue „Freunde“ kennen. Einem entspannten Urlaub der Erwachsenen steht also nichts im Wege, außer man selbst –wir sind keine Strandmenschen.

Um Ausflüge zu machen, ließen wir immer öfter unsere kleine Knutschkugel auf dem Campingplatz zurück. Zurück, da es auf den kleinen, kurvigen, bergigen Straßen des Zentral-Peloponnes kein Vergnügen ist, mit einem Gespann zu fahren. Zunächst waren es nur Tagesausflüge, doch der Radius erweiterte sich und schließlich landeten wir bei unseren Mehrtagesausflügen wieder im Zelt.

Wir hatten einen Wohnwagen, nutzten ihn aber nicht unterwegs, sondern nur stationär –das konnte es nicht sein.

Als Christian eingeschult wurde war es endgültig vorbei. Campingplätze in der Hauptsaison sind mir ein Graus. Wir mieteten uns in Appartements ein und machten wieder…    -Strandurlaub, zumindest im August. Der Wohnwagen stand im Carport, wurde nur noch in den Pfingstferien bewegt.

Irgendwann zogen wir die Reißleine. Der Wunsch nach Flexibilität mit einem Reisefahrzeug, befeuert durch einige Freizeitmessebesuche, war mittlerweile so stark, dass wir den Wohnwagen verkauften.

Die erste Fahrt mit unserem „neuen“ 20 Jahre alten Wohnmobil führte uns an die Cinque Terre und sorgte für einige abenteuerliche Überraschungen KFZ-technischer Art. Dennoch lernten wir die Vorzüge des freien Übernachtens kennen und die damit verbundene Flexibilität. Jetzt konnten wir Ausflüge und Wanderungen unternehmen, ohne uns Sorgen machen zu müssen wo wir einen Schlafplatz finden…

84 PS für ein fast 3,5 Tonnen schweres Wohnmobil sind kein Hit und ziehen keine Butter vom Brot. Durchschnittsgeschwindigkeiten von 60 – 70 Km/h sind nicht berauschend – wir trennten uns erneut. Auf Ford-Transitbasis mit 140 Turbodiesel PS geht es seitdem schneller.

Ist das Wohnmobil nun also das Ende meiner/unserer oder überhaupt der Camping-Evolutionskette?

Eingefleischte Wohnwagenfahrer sehen das nicht so und argumentieren sowohl mit der höheren Wirtschaftlichkeit als auch einer höheren Flexibilität eines Wohnwagens.
Ein Wohnmobil zu besitzen ist unwirtschaftlich. Das stimmt. Für das Geld der Anschaffung und des Unterhalts könnte man gut ein paar Jahre Hotelurlaub machen, will man ja aber nicht. Neben den relativ hohen Anschaffungskosten, muss man natürlich auch die Wartungskosten, höhere Steuern und Versicherung sowie den höheren Wertverlust auf die Minusseite beim Wohnmobil schlagen.
Also 0:1 für den Wohnwagen.

Sofern man Campingplätze mag ist das zweite Argument natürlich ok. Mit einem Wohnwagen muss man immer auf einen Campingplatz, da dieser nicht autark funktioniert, oder nur eine kurze Zeit. Der Vorteil, dass dann das Zugfahrzeug für Ausflüge zur Verfügung steht ist ok, aber dies lässt sich auch mit einem Wohnmobil bewerkstelligen. Für mich zählt hier mehr die Möglichkeit des freien Stehens. Mit Solaranlage und einer Diesel-Standheizung und etlichen Litern Wasser an Bord ist man hier ziemlich unabhängig.
Also 1:1 unentschieden.

Moderne Wohnmobile fahren sich wie ein PKW und bieten ordentlich Stauraum. Gespannfahren will gelernt sein, vor allem rückwärts und auch beim Beladen ist einiges zu beachten.
Bei der Flexibili- und Mobilität, sowie bei der höheren Reisegeschwindigkeit, hat für uns das Wohnmobil klar die Nase vorne. Es ist die bessere wenn auch unwirtschaftliche Alternative. Zumal es, mittlerweile auch in Deutschland, eine immer größere Anzahl an Wohnmobilstellplätzen gibt, an denen man übernachten, Frischwasser nachtanken und Abwasser entsorgen kann.

Fazit:
Sowohl Wohnmobile als auch Wohnwagen haben ihre Vor- und Nachteile. Wirtschaftlich betrachtet liegt der Vorteil eindeutig beim Wohnwagen. Wenn der wirtschaftliche Aspekt weniger Bedeutung hat, sollte man nach der beabsichtigten Nutzung entscheiden. Zum ungebundenen, nicht Campingplatz abhängigen Herumreisen ist das Wohnmobile die bessere Wahl. Der klassische Campingplatz-Urlaub ist dagegen dem Wohnwagen vorbehalten. Die eigenen Vorlieben sind also ausschlaggebend, für welche mobile Variante man sich entscheidet.

Welche Campingkarriere habt ihr hinter euch? Gerne könnt ihr uns schreiben, wir freuen uns über Beiträge!

Ein Kommentar zu „Wohnmobil contra Wohnwagen

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  1. Ich sehe das in der Summe der Wirtschaftlichkeit aber so, dass ich einen 41000€ BMW mit extrem hohem Wertverlust durch einen Kastenwagen 2Win Pössel mit allem Schnickschnack Messepreis 42300€ ersetzt habe und nur einen geringen Wertverlust habe, da ich im Jahr nur ca. 20-30 mal mit dem Auto zur Arbeit fahre. Preis für ein vernünftiges Zugfahrzeug liegt bei min. 30000€ + 15000€ für einen Wohnwagen. Beides dürfte sich bei 10-11 Ltr. Diesel für die Urlaubsfahrt einpendeln Versicherung für WoMo ist bei mir zudem auch noch günstiger als für den BMW mit über 200 PS, die mir beim heutigen Verkehr eh nichts bringen. In meinem Fall liegt die Wirtschaftlichkeit also auf seitens des WoMo.

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