Kanubau im Leistenbau oder in Stich and Glue?
Schon seit einiger Zeit, genauer gesagt seit Mitte 2007, beschäftigt mich der Gedanke selber ein Boot zu bauen. Zunächst hatte ich mich längere Zeit mit der „Leistenbauweise“ beschäftigt. Hierzu werden über sogenannte Mallen, die die Form des Bootes bestimmen, längs dünne Holzleisten auf den Mallen fixiert und miteinander verklebt. Später wird das Ganze dann mit einem Glasgewebe überzogen und mit Epoxidharz getränkt. Das Glasgewebe wir daraufhin durchsichtigt und man sieht wieder die schönen Holzstrukturen der darunterliegenden Holzleisten. Im Rahmen meiner Recherchen stieß ich dann auf die „Stich and Glue“-Bauweise. Hierbei werden zuvor in Form gesägte wasserfeste Sperrholzplatten miteinander „vernäht“. Dadurch und auf Grund der Form des Holzes entsteht schnell der Bootsrumpf. Auch hier wird der Rumpf mit einem Glasfasergewebe überzogen und mit Epoxidharz getränkt, so dass man die schöne Holzstruktur sieht. Man erhält auf diese Art und Weise ein robustes aber leichtes Boot. „Stich and Glue“ ist meines Erachtens die einfachere Art des Bootbaus und man benötigt dafür nicht so viel Zeit wie bei der Leistenbauweise. Die Angebote im Internet an Bauplänen und auch an Materialanbietern waren jahrelang recht dürftig. Ende 2015 stieß ich dann auf die Webseite von Berger-Boote in Berlin (www.bergerboote.de) und war ziemlich schnell Feuer und Flamme: Berger-Boote bietet nicht nur Baupläne und Baumaterialien an, sondern auch Bootsbaukurse. Das war genau das, wonach ich suchte, da ich mir einen geeigneten Bauplatz hätte anmieten müssen. Schnell war ein entsprechender Bootstyp und Termin gefunden und ich meldete mich für den Kanubau an. Hier mein kurzer Erfahrungsbericht:
Sonntag 03.04.2016
In Berlin hatte ich mir den Campingplatz „Central Camping“ ausgesucht und schon vorab einen Platz reserviert. Am Abend traf ich dort mit meinem Wohnmobil ein und erkundete schon mal, wie ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Neukölln fahren könne.
Der Rumpf wir „genäht“ (Montag 04.03.2016)
Nach dem Frühstück ging es dann mit der S-Bahn bis Herrmannplatz und von dort zu Fuß in fünf Minuten zu Berger-Boote.
Dort wurden die Kursteilnehmer, zwei Schweizer, eine Berlinerin und ich von Lutz Berger begrüßt. Nach einer Einweisung in die Materialien/Werkzeuge und die Mischungsverhältnisse von Epoxidharz und Epoxidhärter ging es dann relativ schnell zur Sache: Die Bootsplanken waren bereits vorgesägt und warteten nur darauf von uns bearbeitet zu werden. Zunächst bohrte ich in alle Planken jeweils oben und unten kleine Löcher entlang der Ränder. Die zueinander gehörenden Planken legte ich dann nebeneinander und fädelte sie durch die gebohrten Löcher Kupferdrähte hindurch.
Durch das Zusammenziehen der Drähte werden auf diese Weise die Planken miteinander „vernäht“ und die Bootsform entsteht. Die Stöße der Planken habe ich dann am gleichen Tag noch mit einer Epoxid-Mischung verklebt. Nach 11,5 Stunden bin ich fertig und das Boot ist bereits als solches zu erkennen.
Drähte ziehen und Spachteln (Dienstag 05.04.2016)
Um 08:30 Uhr geht es los. Alle Drähte ca. 300 Stück müssen gezogen werden. Jeder einzelne Draht wird jetzt mit der Zange abgeknipst und herausgezogen. Anschließend spachtel ich die Lücken und die Löcher der Drähte mit Epoxid-Masse.
Für diese Arbeiten benötige ich etwa vier Stunden. Ab kurz nach 12:00 Uhr habe ich also frei um Berlin unsicher zu machen…
Schleifen, schleifen und ein Epoxid-Glasgewebe (Mittwoch 06.04.2016)
Heute wird der Rumpf komplett geschliffen, ohne Maschinen -alles reine Handarbeit.
Nach drei Stunden Dauerschleifens bin ich fertig. Danach legt Lutz mit mir das Glasgewebe auf und ich tränke dieses schrittweise mit Epoxid.
Insgesamt brauche ich für diese Arbeiten heute sechs Stunden.
Glasgewebe auch im Bootsinneren (Donnerstag 07.04.2016)
Über Nacht ist das Epoxidharz ausgehärtet und das Boot hat jetzt schon eine gute Steifigkeit erlang. Jetzt muss ich den Rumpf außen komplett mit 80er Papier abschleifen, nur dann haften auch weitere Epoxidschichten. Damit fertig drehe ich das Boot und jetzt wird innen alles mit Glasgewebe ausgelegt.
Auch hier muss ich mit der Schaumstoffrolle schrittweise das Glasgewebe mit Epoxid tränken.
Nach sieben Stunden endet für heute der Arbeitstag.
Schleifen, schleifen und Montage der Innen- und Außenweger (Freitag 08.04.2016)
Heute beginnt der Tag mit dem gleichen Procedere wie am Vortag, nur eben innen. Alles wird mit 80er Papier geschliffen. Dann markiere ich mir die Stellen, an denen später die Leisten für die Sitze eingeklebt werden, passe Innen- und Außenweger mit Hilfe von Lutz an. Dann klebe ich die Weger mit Epoxi-Microballs-Mischung auf und zwänge sie mit Zwingen in ihre endgültige Position.
Zum Abschluss lasse ich die Innenseite mit Epoxid erneut ein, wende das Boot und rolle es außen ebenfalls mit Epoxid ab.
Gesamtzeit für heute sechs Stunden.
Einkleben der Decks und Montage der Ducht (Samstag 09.04.2016)
Der Tag beginnt mit Schleifen. Außen und innen schleife ich alles noch einmal von Hand. Innen- und Außenweger sind die einzigen Teile die ich mit der Maschine schleifen „darf“. Anschließend säge ich die Decks zu, passe diese ein und verklebe sie mit Epoxid. Die Leisten für die Sitzbänke werden an den Markierungen eingeklebt und im umgedrehten Kanu Kehlen dafür angebracht. Später verstärke ich noch die Bug- und Heckkehle von innen. Die Position der Ducht bzw. des Jochs werden markiert und dies im Anschluss montiert. Abschließend lasse ich erneut das ganze Boot mit Epoxid (innen und außen) ein. Gesamtzeit für heute neun Stunden.
Verladen und Heimreise (Sonntag 10.04.2016)
Das Epoxid konnte über Nacht gut aushärten. Die restlichen Arbeiten müssen jetzt zu hause vorgenommen werden. Die Boote sind transportfähig, werden nun verladen und es heißt Abschied nehmen.
Fazit:
Der Kanubau – Bootsbaukurs hat viel Spaß gemacht. Ich durfte einige neue handwerkliche Techniken und Fertigkeiten kennen lernen und anwenden. Dank der Hilfestellung und der Erfahrung von Lutz von Berger-Boote ging es schnell voran. Die Betreuung durch ihn war einfach toll. Lutz ist ein klasse Typ, sehr hilfsbereit und sachverständig. Zu Beginn des Kurses war es ein großer Vorteil, dass die Holzplanken bereits vorbereitet waren und man somit keine Zeit fürs Sägen aufwenden musste. Insgesamt ein rundum gelungener Kurs und ein tolles Ergebnis – Danke noch einmal Lutz für die sechs tollen Tage!
Berichterstattung
Im Magazin Landlust erschien übrigens ein Artikel zu unserer Bootsbauwoche
Wie es weiterging:
Zuhause erfolgte erneut innen wie außen ein Komplettschliff mit 200er Papier. Mit Bootslack habe ich dann das ganze Boot einmal innen und außen lackiert.
Erneut Komplettschliff innen wie außen mit 400er Papier und erneutes Lackieren innen und außen. Bei der Firma Schildermaxe (www.schildermaxe.de) habe ich mir dann noch ein Schildchen aus Holz machen lassen, auf dem das Baudatum, mein Name und der Name des Bootsmodells steht und dieses innen eingeklebt.
Kanubau bedeutet schleifen – also hieß es wieder schleifen, schleifen schleifen … und zweimal Lackieren …
Da mir Messingschrauben nicht so gefallen, habe ich das Joch mit Mahagoni-Holzdübeln montiert. Danach kam das Zuschneiden und Montieren der Sitze dran. Zusätzlich habe ich dann noch Griffe aus Mahagoni- und Escheholz gebastelt und diese auch mittels Holzdübel montiert. Den Burg schmückt ein Messingring
Insgesamt habe ich etwa noch einmal 30 Stunden investiert. Das Resultat kann sich, wie ich meine, sehen lassen!
Bilder der Jungfernfahrt
Den ersten größeren Einsatz erfuhr das Kanu dann an einem Wochenende auf der Altmühl.
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