Kein Geräusch, leicht schlagen die Wellen an mein dümpelndes Paddelboard. Glasklares, karibisch anmutendes Wasser umgibt mich, strahlender Sonnenschein. Am weit entfernten kilometerlangen Strand werfen einige bunte Schirme Schatten auf den fast weißen feinen Sand. Wo bin ich? Auf den Malediven? Ja fast. In den Malediven, den Malediven von Salento in Süditalien, in der Region Apulien, …
Aufbruch nach Apulien
Dieses Jahr haben wir ihn endlich wahr gemacht, den lange gehegten Traum, den Stiefelabsatz Italiens, den Salento zu erkunden. Um der großen Reisewelle an Pfingsten zu entgehen, schaffen wir es, bereits um 13:00 Uhr auf der Straße Richtung Süden zu sein. Unser erster Übernachtungsplatz bei Salurn in Südtirol ist gegen 20:00 Uhr erreicht. Maria macht erst einmal etwas zu Essen, während Christian die nähere Umgebung erkundet. Nach kurzer Zeit kommt Christian begeistert zurück und erzählt uns von einem Wasserfall, den er entdeckt habe. Wir haben hier schon öfter übernachtet und auch schon eine kleine Wanderung zur über dem Ort liegenden Haderburg (auf der Rückfahrt von Griechenland) unternommen, aber von einem Wasserfall hatten wir bisher nichts mitbekommen. Maria schiebt also erst einmal die Töpfe zur Seite und wir laufen die wenigen Minuten zum Salurner Wasserfall. Er liegt im hinteren Bereich des Dorfes…
Die Nacht war ruhig und erholsam. Bereits um 05:00 Uhr geht es auf der Autostrada del Brennero weiter Richtung Süden. Erst hinter Bologna machen wir auf dem Rastplatz Sillaro Ovest eine längere Frühstückspause. Bis zu unserem nächsten Zwischenziel sind es noch knapp 500 Kilometer. Fünf Stunden später sind wir auch schon dort (lach!).
Sehenswürdigkeiten der Drei-Hügelstadt Lucera
Lucera ist eine Stadt in der italienischen Provinz Foggia in Apulien. Nach der Sage wurde Lucera vom Diomedes, Held der Griechen in der Ilias, gegründet. Hier gibt es drei Sehenswürdigkeiten, die wir uns ansehen möchten. Wir parken unser Wohnmobil am römischen Amphitheater aus der Zeit des Kaisers Augustus. Die Dame an der Kasse ist ganz aufgeregt uns Eintrittskarten verkaufen zu können, anscheinend sind wir heute die ersten Besucher…
In dem römischen Amphitheater aus der Zeit Kaiser Augustus fanden ca. 18.000 Personen Platz. Die Ränge und die Räume der Gladiatoren sind noch gut zu erkennen. Wir besichtigen die prächtigen Eingangsportale und das weite Rund der ehemaligen Gladiatorenarena.
Wir lassen unser Wohnmobil am Amphitheater stehen und suchen die zweite Sehenswürdigkeit des Ortes. Dank Google Maps ist die kleine Piazza del Duomo im engen Gassengewirr der Stadt schnell gefunden. An ihr liegt die Kathedrale Santa Maria Assunta. Sie stammt zu großen Teilen aus dem 14. Jahrhundert und gefällt uns ausgesprochen gut. Der gotische Baustil der ehemals französischen Herrscher Apuliens ist bei dieser Kirche nämlich fast unverändert erhalten geblieben. Sie wurde auf den Ruinen einer ehemaligen Moschee erbaut. Das Minarett, das in den Bau mit einbezogen wurde lässt sich noch erkennen.
Zur dritten Sehenswürdigkeit müssen wir ein Stückchen fahren. Unser Navi bringt uns sicher zum Parkplatz an der Burg von Lucera.
Wir betreten das Castello di Lucera über eine leicht marode Brücke, die einen Halsgraben überspannt. Die Burg wurde von Friedrich II. erbaut und hat gewaltige Ausmaße.
Erhalten sind Resten des Mauerrings, mit Schildmauer und sieben fünfeckigen Türmen darin, sowie zwei monumentalen Rundtürmen. Am linken Turm haben wir von einer Plattform aus einen herrlichen Blick über die apulische Landschaft.
Am besten hat uns der Weg, der um die gesamte Anlage führt und die exponierte Lage verdeutlicht, gefallen. Von ihm aus hat man einen tollen Blick über die umliegenden Hügel.
Zapponeta lädt uns zum Verweilen ein
Leicht bekleidete Damen säumen die Straße und bieten ihre Dienste an, als wir die SS 89 Richtung Gargano einschlagen. Unser Ziel ist jedoch nicht der Sporn des italienischen Stiefels, sondern die kleine Ortschaft Zapponeta, südlich davon und am Meer gelegen.
Auf schmaler Straße geht es durch die Felder an der Küste entlang. In der untergehenden Sonne sehen wir Flamingos rechts der Straße stehen…
In Zapponeta gibt es einen kleinen einfachen Stellplatz, den wir uns für die Nacht ausgesucht haben (Stellplatzkoordinaten am Ende des Artikels).
Mattheo, der nette Betreiber des Platzes empfängt uns. Der Platz ist fast leer und so stehen wir direkt am Strand mit Blick auf den Gargano.
Da es schon relativ spät ist und wir keine Lust haben zu kochen, empfiehlt uns Mattheo die Pizzeria Ristorante 2000 in der Via Nettuno. Eine Top-Empfehlung. Das Lokal sieht von außen wie ein Café aus. Wir wären ohne Empfehlung hier nicht Essen gegangen. So sitzen wir auf der Terrasse und lassen uns unsere sehr leckeren Pizzen schmecken…
Wir beschließen nach der gestrigen langen Fahrt noch einen Tag/Nacht in Zapponeta zu bleiben.
Strahlender Sonnenschein weckt uns am Sonntagmorgen. Während Maria und ich einen Bäcker suchen und finden, baut Christian Tisch und Stühle auf. Das Brot, das wir in der kleinen Bäckerei kaufen, ein Pane Comunale, ist ein großes, rundes, traditionell von Hand hergestelltes und leckeres Weißbrot. An dem kleinen Gemüsestand der an einer Ecke der Hauptstraße steht kommen wir nicht vorbei. Das Gemüse lacht uns an und so wechseln auch hier einige Produkte den Besitzer -Apulien gefällt uns!
Zapponeta liegt an einem langen Natursandstrand mit schönem Blick auf den Gargano.
Nach dem Frühstück machen sich zwei Drittel der Familie zu einem Strandspaziergang auf. Mit etlichen Fotos und einer Tüte Muscheln kommen wir nach fast zwei Stunden zurück.
Den Rest des Tages vertrödeln wir, gehen Baden und werfen am Abend unseren Grill an…
Nach einem Frühstück auf unserer „Wohnmobilterrasse“ verabschieden wir uns von Mattheo.
Wir können übrigens diesen kleinen Stellplatz, zumindest in der Vorsaison empfehlen. 18,00 € haben wir pro Nacht gezahlt, die warmen Duschen für einen Euro funktionieren per Automat. Der Inhaber verkauft außerdem einen sehr guten selbst gekelterten „Vino Rosso“.
Die Krone Apuliens, Castel del Monte
An der Küste entlang, durch weite Salinen, an denen immer wieder Flamingos stehen, führt uns der Weg unserem nächsten Ziel zu. Und plötzlich liegt sie vor uns, die Krone von Apuliens, das Castel del Monte.
1875 beschrieb der Historiker und Schriftsteller Ferdinand Gregorovius in seinem Buch Wanderjahre in Italien „Das Schloß der Hohenstaufen in Apulien“ folgendermaßen: Von der Küste wie vom Flachlande aus sieht man überall, schon auf Meilenweite, aus jener niederen Bergkette einen pyramidenförmigen, baumlosen, grünen Hügel sich erheben, auf seiner Spitze ein einsames Schloss tragend, denn kein anderes Gebäude steht auf ihm. Dies berühmte Castel del Monte erscheint, von weitem gesehen, kreisrund und zeigt keine Türme… Als weithin sichtbares, die unermessliche Ebene beherrschendes Wahrzeichen nennt es das Volk das Belvedere oder den Balkon Apuliens. Man könnte es noch passender die Krone Apuliens nennen. Denn gleich einer Mauerkrone ruht dieses gelbe Schloss auf jenem Hügel. Wie das Diadem des Hohenstauferreichs, das herrliche Land krönend, erschien es mir, wenn es die Abendsonne von Purpur und Gold funkeln ließ.
Unser WoMo steht gut bewacht auf Parkplatz unterhalb des Schlosses. Durch Pinienwald erreichen wir nach einem knappen Kilometer das Schloss zu Fuß. Imposant thront es auf dem weithin einzigen Hügel. Durch das große Hauptportal gelangt man in den achteckigen Innenhof, der von einem zweigeschossigen Achteck umgeben ist.
Jedes Stockwerk besteht aus acht gleichgroßen trapezförmigen Sälen, die in ihrer Mitte ein Quadrat mit Kreuzrippengewölben aufweisen. Die oktogonale Struktur lässt diesen gleichermaßen schwerelosen wie trutzigen Baukörper wie einen riesigen Stein gewordenen Kristall erscheinen und bei entsprechendem Lichteinfall leuchten.
Bis heute ist nicht klar, welche Funktion dieses Gebäude hatte, das Friedrich II zwischen 1240 und 1250 erbauen ließ und das von ihm nie bewohnt wurde.
Wir waren von dieser einzigartigen Architektur begeistert und können einen Besuch des Castel del Monte nur empfehlen.
Schön ist auch der Rundweg um das imposante Gebäude.
Unser nächstes Ziel, das wir Ansteuern, ist Alberobello. „Petra“, unser Navi, möchte mal wieder die schnellste Verbindung fahren und so gebe ich an der nächsten Kreuzung milde nach und biege in eine ziemlich abenteuerlich anmutende Straße ab. Diese führt uns kilometerlang schnurgerade durch eine sehr reizvolle Landschaft. So durchqueren wir auf geheimen kleinen Straßen den Nationalpark Alta Murgia. Weite, von Mohn durchzogene, bis zum Horizont reichende Getreidefelder auf sanften Hügeln prägen hier das Landschaftsbild. Ausnahmsweise müssen wir „Petra“ einmal loben.
Die Zipfelmützenhäuserstadt Alberobello
Am frühen Nachmittag erreichen wir Alberobello und finden auf dem Campingplatz „Dei Trulli“ ein hübsches Plätzchen. (Campingplatz-Koordinaten am Ende des Artikels).
Zunächst werfen wir unseren Grill an und stärken uns erst einmal. Am späten Nachmittag lassen wir uns dann vom Camping-Shuttel-Service in die etwa zwei Kilometer entfernte Stadt fahren.
Zuletzt war ich vor gut 30 Jahren hier. Ich bin gespannt, ob mich die Stadt erneut so beeindruckt wie damals.
Alberobello ist wohl einer der bekanntesten Orte in Apulien. Die kegelförmigen Häuser, die Trulli, die aus Kalksteinplatten ohne Mörtel aufeinander geschichtet sind, hat bestimmt jeder zumindest auf Fotos schon einmal gesehen.
Wir gehen zunächst zum Belvedere, einem Aussichtpunkt, von dem man einen hübschen Blick über die Stadtteile mit den weiß gekalkten Zipfelmützenhäuser hat.
Viele Dächer sind mit meist christlichen Symbole verziert oder haben an der Spitze des Daches einen symbolischen Schlussstein, den Zippus, oder eine Steinkugel.
Die ältesten Trulli sind bis zu 300 Jahre alt und erinnern in ihrer Form an die griechischen Tholoi (Tholos Kuppelgrab). Im Mittelmeerraum, z. B auf Sardinien, Sizilien oder auch auf den Balearen gibt es tatsächlich viele ähnliche Bauten dieser Art.
Wir schlendern durch die Gassen und lassen uns einfangen von dieser einzigartigen Architektur. Leider hat der Ort jedoch zu damals seinem ursprünglichen Reiz verloren, überall werden Souvenirs verkauft und angeboten, die offensichtlich asiatischen Ursprungs sind…
Nach ca. zwei Stunden, mittlerweile ist es dunkel, treten wir den Rückweg zum Campingplatz an. Auf der Hinfahrt hat uns netterweise unser Chauffeur eine Taschenlampe zur Verfügung gestellt, mit der wir uns auf der Straße etwas sicherer fühlen. Wir sind jedoch noch keine zehn Minuten unterwegs, als neben uns unser Fahrer hält, der uns zufällig erkannt hat und uns zum Campingplatz mitnimmt.
Wanderung durchs Trulliland
Trulli gibt es nicht nur in Alberobello selber, sondern auch im Umland. Um einen Eindruck zu bekommen, überreden wir heute Christian mit uns eine Wanderung nach Locorotondo, einer Nachbarstadt von Alberobello, zu machen.
Der von uns eingeschlagene Weg bringt uns auf überwiegend asphaltierten Feldwegen und kleinen Nebenstraßen ins etwa 13 Kilometer entfernte Locorotondo. Er ist also auch sehr gut zum Fahrradfahren geeignet, wir haben jedoch unsere Bikes diesmal zu Hause gelassen…
Die Wanderung führt uns in weiten Teilen durch das Valle d’Itria, einer sehr zersiedelten Gegend. Überwiegend besteht die Bebauung jedoch aus den charakteristischen Trulli.
Locorotondo ist ein hübscher kleiner Ort, auf einem 410 Meter hohen Hügel gelegen. Locorotondo bedeutet „runder Ort“, tatsächlich sind die Häuser Altstadt praktisch kreisrund auf dem Hügel angeordnet. Wir erkunden die Gassen und stärken uns vor dem Rückweg in einer Bar auf dem Hauptplatz der Altstadt.
Zurück am Wohnmobil weist das GPS-Gerät immerhin 24 Kilometer für diese Wanderung aus. Den GPS-Track zu dieser Tour gibt es hier zum Download.
Den Tag beschließen wir mit einem selbstgekochten Mal. Morgen geht es weiter Richtung Süden…
Land unter in Ostuni und Lecce
Über Landstraßen nähern wir uns der Ortschaft Ostuni. Grauer Himmel und es schüttet aus Eimern und der Wind treibt den Regen fast waagrecht vor sich her. Eine Stadtbesichtigung ist bei solch einem Wetter nicht spaßig, wir beschließen daher in Richtung Lecce weiterzufahren. Unterwegs Frühstücken wir erst noch, nachdem wir endlich eine Bäckerei gefunden haben.
In Lecce ist das Wetter zunächst ein bisschen besser. Wir parken am Friedhof (Schulz Name und Koordinaten) und betreten das Zentrum der Altstadt durch die Porta Napoli, einem Triumphbogen, dessen Giebelfries von zwei korinthischen Säulen getragen wird. In diesem Fries prangt das kaiserliche Wappen Karls V.
Zunächst wollen wir die barocke Kirche Santa Croce in Lecce aus dem 16. und 17. Jahrhundert besuchen, die eine sehr schöne Fassade besitzt. Auch das Innere der Kirche soll sehr sehenswert sein. Leider ist die Kirche eingerüstet und mit einer Plane verhängt, auf der ein Bild der Außenfassade der Kirche gedruckt ist. Die Kirche selber ist auch verschlossen. Öffnungszeiten bis 12:30 Uhr und wieder ab 16:30 Uhr.
Unsere Besichtigungstour führt uns weiter zur Piazza Sant’Oronzo. Hier liegt ein Amphitheater aus dem 2. Jhdt. n. Chr. Es diente der Unterhaltung der römischen Garnisonen, die in der Umgebung stationiert waren.
Bei Ausgrabungen wurden nur zwei Drittel des eigentlichen Theaters freigelegt, das ursprünglich rund 25.000 Zuschauern Platz geboten haben soll, der Rest ist teils überbaut bzw. existiert nicht mehr. Daneben steht eine Säule mit einer Statue St. Oronzos, des ersten Bischofs von Lecce. Auch diese ist bei unserem Besuch wegen Restaurierungsarbeiten leider verhängt.
Im nun einsetzenden Regen geht es weiter zur zweiten barocken Kirche, der Chiesa Parrocchiale San Matteo. Auch diese ist leider verschlossen.
Trotz des Regens schlendern wir weiter durch die charmante Altstadt mit ihren hübschen Häusern, bis zur Piazza del Duomo. Hier steht die Cattedrale di Santa Maria Assunta. Die ehemals romanische Kirche aus dem Jahr 1144 wurde im 17. Jahrhundert brockisiert und ist ebenfalls sehenswert aber geschlossen.
Heute ist nicht unser Tag! Mittlerweile Regnet es so stark, dass wir eine Bar aufsuchen und uns ins Trockene bringen. Der Besuch Lecces steht unter dem Motto Sehenswürdigkeiten von außen und Kneipen von innen…
Wir beschließen irgendwann noch einmal wiederzukommen, denn Lecce ist eine schöne und sehenswerte Stadt.
Otranto und zum östlichsten Punkt Italiens
Laut Wetter-App soll das Wetter am Meer besser sein. Bei Starkregen brechen wir nach Otranto auf.
Am Spätnachmittag erreichen wir unseren Stellplatz (20,00€/Nacht, Stellplatzkoordinaten am Ende des Artikels) oberhalb der Stadt. Der Regen hat tatsächlich aufgehört und die Sonne lässt sich wieder blicken.
Gegen Abend beschließen wir noch die Stadt kurz zu erkunden und essen zu gehen. Maria und Christian suchen per Tripadvisor ein Lokal.
Die Wahl fällt auf das kleine aber feine Lokal Terra Nostra – Cucina salentina, das wir wirklich empfehlen können. Nach unserem kleinen Stadtrundgang haben wir hier bei leckerer regionaler Salento-Küche einen wirklich schönen angenehmen Abend verbracht…
Zum Frühstück scheint die Sonne und der Himmel leuchtet in seinem schönsten Blau. Am heutigen Donnerstag haben wir eine Wanderung geplant. Unser Weg führt uns immer an der Küste entlang, vorbei an einigen alten venezianischen Türmen zum Leuchtturm Faro di Punta Palascìa.
Zunächst geht es über teils blühende Wiesen, später steigt der Weg an und läuft oberhalb der Steilküste entlang zum Leuchtturm.
Der Faro di Punta Palascìa ist der östlichste Punkt des Salento und damit auch Italiens. Von hier aus sind es nur 80 Kilometer bis zur griechischen Insel Korfu, die wir doch tatsächlich am Horizont ausmachen können.
Auf der ganzen Wanderung hat man einen grandiosen Blick auf die Küste, das Meer und die herrliche Landschaft.
Den GPS-Track zu dieser Tour gibt es hier zum Download.
Nach knapp 14 Kilometern sind wir wieder zurück in Otranto und kurz darauf am Wohnmobil. Am Nachmittag brechen wir dann endlich zu einer Stadtbesichtigung auf.
Zunächst besuchen wir das Bollwerk Otrantos, das den Hafen überwachende Castello Aragonese.
Früher wurde Otranto auch die ‚Pforte zum Orient‘ genannt und auch noch heute vermittelt die Stadt den Eindruck einer antiken Handelsstadt am Mittelmeer.
Aufgrund seiner strategischen Lage wurde Otranto 1480 von den Osmanen erobert. Der damals bereits von den Türken eingenommenen Ostküste der Adria liegt Otranto von allen italienischen Städten am nächsten. 800 Christen, die sich geweigert hatten, zum Islam überzutreten, wurden enthauptet. Ihre Gebeine, die Reliquien der 800 Märtyrer von Otranto, werden in der Kathedrale Santa Annunziata in der Apsis des rechten Seitenflügels aufbewahrt.
Wer Otranto besucht, muss unbedingt diese Kathedrale gesehen habe. Die Kirche stammt aus dem 11. Jahrhundert und für uns ist sie eine der schönsten Kirchen in denen wir bisher waren. Den gesamten Kirchenboden schmückt ein 1596 m² großes begehbares Mosaik aus etwa 10. Millionen Mosaiksteinen.
Ein Mönch namens Pantaleone aus dem Kloster San Nicola di Casole hat dieses Kunstwerk im 12. Jahrhundert gelegt. Insgesamt sind in diesem Mosaik über 700 einzelne „Geschichten“ miteinander verwoben. Besonders haben uns die Elefanten und Löwen gefallen.
Das Fundament der Kirche besteht unter anderem aus 42 Säulen über einer Ruine eines Bauwerks der Messapier sowie eines frühchristlichen Sakralbauwerks.
Nach diesem beeindruckenden Besuch suchen wir uns ein Lokal für den Abend. Die Wahl fällt auf die Pizzeria La Bella Idrusa. Hier gibt es gute Pizza und man sitzt mit schönem Blick auf den Hafen…
Finis terrae, das Ende der Welt
Eine Woche sind wir nun unterwegs und heute soll es endlich an die südöstlichste Spitze Italiens und des Salento gehen. Wir folgen also der schmalen Küstenstraße Richtung Süden. Weit kommen wir jedoch nicht. Porto Badisco, ein kleiner fjordartiger Einschnitt mit einem hübschen Strand begeistert uns so sehr, dass wir hier ein Bad nehmen müssen.
„Wo zwei Felsen mit Salzwasser schäumen, während der Hafen verborgen bleibt“ so schreibt Virgil in der Aenaeis (III, 552). Aeneas, der Held von Troja soll auf seiner Flucht aus Troja in Porto Badisco angeblich einen Zwischenstopp eingelegt haben.
Während unseres kurzen Aufenthalts kommen ein paar wunderschöne Oldtimer in die Bucht gefahren. So muss mein Foto mal Blech statt Landschaft und alte Steinen fotografieren…
Langsam schraubt sich die Küstenstraße wieder nach oben und führt uns durch üppiges Grün Santa Cesarea Terme zu.
Schon im 2. Jahrhundert vor Christus wurden die Thermalwasservorkommen von Santa Cesarea therapeutisch genutzt und sind noch heute Hauptattraktion des kleinen Kurorts.
Hätten wir nur ein paar Tage mehr Zeit, wir würden hier bleiben um das Thermalwasser im kleinen Freibad der Stadt zu genießen. So schlendern wir durch den Ort und staunen über die im 19. Jahrhundert im maurischen Stil erbaute Villa Sticchi mit ihrer weithin sichtbaren Kuppel.
Zu dieser Jahreszeit scheint der Ort recht verträumt, im Sommer ist dies bestimmt anders…
Weiter geht die Fahrt oberhalb der schroffen Kalkfelsen durch saftige Vegetation und dem Panorama über das blau glitzernde Meer, vorbei antiken Wachtürmen. Über Castro und Marina die Serra und den Canale del Ciolo erreichen wir das Ende der Welt, finis terrae, wie es die Römer bezeichneten, das Capo Leuca.
Am Capo Leuca, dem südlichsten Punkt des italienischen Stiefelabsatzes treffen Adriatisches Meer und ionisches Meer aufeinander, die Küste wird flacher und es gibt lange Sandstrände und zahlreiche Meeresgrotten.
Wir lassen es uns natürlich nicht nehmen zu Fuß auf das Capo Leuca zu gehen.
Die nächsten drei bis vier Tage wollen wir auf einem Campingplatz hier in der Nähe verbringen, vorher füllen wir jedoch unsere Vorräte beim Lidl in Ugento auf. Die Fahrt dorthin ist recht lustig, denn unsere „Petra“ verlässt die gut ausgebaute SS kurz vor Ugento und plötzlich finden wir uns auf einem schmalen betonierten Feldweg wieder. Nach etlichen Kilometern durch Olivenhaine, führt dieser uns tatsächlich zum angepeilten Geschäft. Aus dem Gebüsch kommen wir praktisch zum Hintereingang des Lidl-Parkplatzes am Ortsrand von Ugento.
Tranquilo, tranquilo meinte vor ein paar Tagen ein Italiener zu uns, als uns Gleiches in der Nähe des Castel de Montes passiert war. Er wies in die Richtung, die auch „Petra“ vorgeschlagen hatte
Malediven von Salento
Kein Geräusch, leicht schlagen die Wellen an mein dümpelndes Paddelboard. Glasklares, karibisch anmutendes Wasser umgibt mich, strahlender Sonnenschein. Am weit entfernten kilometerlangen Strand werfen einige bunte Schirme Schatten auf den fast weißen feinen Sand… -aber, das hatte ich eingangs ja schon geschrieben.
Unter Pinien steht unser Wohnmobil in den Dünen, direkt am kilometerlangen feinsandigen Strand, auf dem Campingplatz „Riva di Ugento“. Bei unserer Ankunft mussten wir zunächst eine Stunde warten, bis wir auf das Gelände fahren durften. Der Platz hat bis 16:00 Uhr Mittagsruhe und in dieser Zeit darf niemand hinein oder hinausfahren. Wir sind eigentlich keine Freunde großer Campingplätze, dieser Vier-Sterne-Platz hat uns jedoch sehr gut gefallen. Zu dieser Jahreszeit wenig besucht, zieht er sich am Strand entlang, von diesem abgetrennt durch einen Dünenstreifen. In diesen Dünen gibt es etliche Plätze, die einem das Gefühl des „wilden Campings“ vermitteln…
Der feinsandige Strand und das türkis-blaue Meer gaben der Küste am unteren westlichen Stiefelabsatz Italiens wirklich den Beinamen „Die Malediven Salentos“.
Die nächsten vier Tage wollen wir uns hier ein bisschen erholen und die letzten Tage revue passieren lassen…
Zum Teil II dieses Reiseberichtes
Alle Links und Übersichtskarten dieses Artikels
Stell- und Campingplätze (Links und GPS-Koordinaten):
- Zapponeta: Stellplatz Zapponeta Beach, www.zapponetabeach.it, N41°27’26“ E15°57’42“
- Alberobello: Campingplatz Dei Trulli, N40°48’06“ E17°14’59“
- Otranto: Stellplatz Oasis Park, N40°08’16.4″ E18°29’21.5″
- Ugento: Campingplatz Riva di Ugento, N39°52’31.8″ E18°08’24.4″
Wanderungen mit GPS-Tracks zum Download
- Wanderung durch das Trulli-Tal nach Locorotondo: GPS-Track
- Wanderung zum östlichsten Punkt Italiens, Faro di punta Palascìa: GPS-Track
Von uns empfohlene und genutzte Reiseführer
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Hallo, sehr schön euer Reisebericht.
Meine Frage: Wir möchten auch diese Gegend bereisen, und zwar im Oktober und November.
Unser Reisemobil ist ein Concorde Liner, 10m. Lang und 3.85m hoch. Ist die Größe ein Problem?
Grüße Alfons
Hallo Alfons,
vielen Dank, wir freuen uns immer über positiven Rückmeldungen! Die Größe eures WoMos ist bestimmt kein Problem, die Straßen sind nicht so abenteuerlich wie wir es schon in anderen Gegenden Südeuropas erlebt haben. Im Oktober und November ist wahrscheinlich eher weniger Verkehr und je weiter man nach Süden kommt umso weniger wird dieser auch. Wir wünschen euch viel Spaß bei eurer Reiseplanung und dann natürlich auch bei eurer Reise selber.
Grüße Marten Und Maria
Vielen Dank für den wunderschönen Reisebericht. Wir planen Ende September eine ähnliche Tour und haben hier viele Tipps bekommen.
HG Sylvia
Hallo Sylvia,
gerne und vielen Dank! Wir freuen uns immer über solche positiven Rückmeldungen. Euch eine schöne, erlebnisreiche und unfallfreie Reise!
Liebe Grüße
Marten
Toller Bericht.Wir waren selber auch schon in der Nähe.Unsere Tour könnt ihr nach lesen unter
http://Wohnmobilaufachse.de
L.G. Dietmar u Angelika
Vielen Dank! Da schaue ich doch gleich mal bei euch vorbei ;-))
Viele Grüße Marten und Maria