Sardinien, Berge und karibische Strände im Mittelmeer

Sardinien ist vor allem für seine Traumstrände bekannt, doch es wäre schade die italienische Insel nur darauf zu reduzieren, denn Sardinien bietet so viel mehr, gerade für den Individualreisenden. Nachdem wir schon mehrmals unsere Sardinienpläne zu Gunsten Griechenlands verschoben hatten, war es dieses Jahr endlich soweit.

Für die Anfahrt haben wir uns etwas Zeit gelassen und zunächst in Vahrn bei Brixen auf dem Grisserhof übernachtet. Hier gibt es einen ruhigen privaten Stellplatz und lecker Essen.

italienisches Essen
Die Eisack und italienisches Essen in Vahrn

Wir haben von Livorno aus die Tagesfähre gebucht, so dass wir im 500 Kilometer entfernten Livorno auf dem Campingplatz Mare e Sole noch einen halben Strandnachmittag und die  Nacht verbringen. Beim nächsten Mal werden wir auf jeden Fall die teurere Nachtfähre buchen, da die Überfahrt relativ langweilig ist und Camping on Board nicht möglich ist. Außerdem spart man sich einen Urlaubstag. Unsere Ankunft in Olbia ist am Abend um 20:00 Uhr.

Bild vom Strand in Livorno
Strand bei Livorno
unterwegs auf einer Autofähre
unterwegs mit der Fähre nach Olbia

Traumstrände bei San Thodoro

Für die erste Nacht auf Sardinien haben wir uns den Camping La Cinta in San Theodoro ausgesucht. Er ist nur 30 Kilometer vom Hafen entfernt, in einer knappen halben Stunde zu erreichen und liegt unmittelbar an einem langen Sandstrand. Nur ein paar Meter außerhalb des Campingplatzes finden wir im Ristorante La Taverna degli Artisti noch einen netten Tisch und lassen, in freudiger Erwartung, was Sardinien zu bieten hat, den ersten Abend auf der Insel bei gutem Essen und Vino Rosso ausklingen.

Am nächsten Morgen laden eine spiegelglatte See zunächst zum Morgenbad und der feinpudrige Sand des Strandes zu einer ausgiebigen „Stranderung“ (Strandwanderung) ein. Die Lagune, die uns hierbei den Weg versperrt überqueren wir schwimmend.

Strand bei San Theodoro
Strand bei San Theodoro

Wir hatten es eigentlich nicht vor, jedoch bleiben wir für drei Tage, genießen Strand und Meer, erkunden das kleine Städtchen, in dem ein Blumenfest stattfindet, und machen einen Fahrradausflug zu einer Nachbarbucht mit Strandbar. Bei diesem Ausflug haben wir unterwegs noch einen sardischen Käse, den Casizolu, gekauft, den wir während unserer Reise immer wieder nachkaufen werden… einfach lecker.

Posada, Burg über üppiger Flussaue

Nach dem Wochenende brechen wir montags früh auf und fahren zunächst zur La Cantina di Bacco einer Vinothek in Siniscola, um Wein und Olivenöl zu probieren und einzukaufen. Posada ist unser nächstes Ziel und hier der Campingplatz Ermosa.

Wohnmobil auf Wiese
Camping Ermosa

Der ansprechende Platz ist ein großes Wiesengelände mit Baumbestand, das vom Strand durch einen breiten Bachlauf abgetrennt ist. Bei einer Strandwanderung zum Sarazenenturm von San Giovanni erkunden wir die Gegend.

Am Abend laufen wir nach Posada und essen im der Trattoria Marco & Caterina. Besonders schön ist der sich anschließende Dorfrundgang durch die engen fast etwas unheimlich wirkenden Gassen.

Posada bei Nacht
Posada bei Nacht

Per Fahrrad geht es am nächsten Morgen zur Burg von Posada. Diesen Ausflug sollte man unbedingt machen. Besonders der Aufstieg auf den Turm vergessen wir so schnell nicht. Sehr steil und ohne Geländer geht es das letzte Stück über eine Leiter, durch ein enges Loch in der Decke, auf die Plattform des Turms. Von dort oben bietet sich ein sagenhafter Rundumblick über die schöne Landschaft mit ihren Lagunenseen und Bachläufen sowie über die Küste.

Blick nach Posada
Blick nach Posada

Genau diese Lagunenseen animieren uns am Nachmittag zu eine Erkundungstour mit unseren SUP-Boards. Am Abend „wandert“ dann das am Vormittag in der Macelleria Mura Pietro (Via Emilio Lussu, 32) gekaufte Bistecca Fiorentina auf den Grill…

Lagune bei Posada
SUP-Boarding auf der Lagune bei Posada

Cala Gonone, steile Küsten über blauem Meer

Ab in die Berge geht es am fünften Tag unserer Sardinen-Reise. Über die karstigen Ausläufer des Supramonte fahren wir über Orosei und Dorgali zur Cala Gonone. Der in einer Bucht liegende Ort  wird von bis zu 800 m hohen Felswänden umgeben. Diese Landschaftsform setzt sich nach Süden hin fort, immer wieder zwängen sich tiefe Schluchten, die Codule, durch die verkarsteten Kalkwände und münden in sandigen Buchten am Meer. In Cala Gonone hat sich eine sehr große Anzahl von Agenturen niedergelassen, die Ausflugsfahrten zu diesem einmalig schönen Küstenabschnitt anbieten. Uns ist der Rummel hier zu groß und wir nisten uns daher in dem abseits hoch auf einem Felsen gelegenen Agriturismo Codula Fuili (GPS N40.260362, E9.616532) ein. Dieser Agriturismo bietet einige Appartements an, sowie einen Platz für maximal fünf bis sechs Wohnmobile. Die exponierte Lage des Anwesens gewährt einen unvergesslichen Ausblick über die Küste.

Wohnmobil an der Küste
Stellplatz Agriturismo Codula Fuili

Unbedingt sollte man sich hier am Abend das sieben Gänge umfassende sardische Menü gönnen. Alle Zutaten kommen aus eigener Produktion. Einfach nur lecker, aber nichts für Vegetarier!

Zur Cala Luna auf Schusters Rappen

So viele Kalorien müssen abgebaut werden. Daher schnüren wir am nächsten Tag die Wanderstiefel. Durch die einsamen Berge geht es zunächst auf guten Wegen, teils bewaldet, hoch über der Küste entlang, bis zum Rifugio Cuiles Buchi Arta. Hier werden Käse und sonstige sardische Spezialitäten hergestellt, die Antonio, der Inhaber, gerne vor Ort serviert. Leider war Antonio nicht anwesend, so dass wir nichts dieser Leckereien probieren konnten.

unterwegs zur Cala Luna
unterwegs zur Cala Luna

Vom Rifugio Cuiles Buchi Arta ab ist der Weg nur schwer zu erahnen, erst im weiteren Verlauf wird er wieder sichtbar und ist später sogar markiert. Steil geht es hinab zur Cala Luna. In dieser landschaftlich besonders schönen Schlucht laufen wir dann bis zum gleichnamigen Strand. Hier legen auch die Ausflugsboote aus Cala Gonone an und fluten den Strand mit Menschen.

Strand der Cala Luna
Strand der Cala Luna
Blick zur Cala Luna
Blick zur Cala Luna

Der Rückweg verläuft oberhalb des Meeres und gewährt einem immer wieder schöne Ausblicke.

Den Komoot-Link zu diese empfehlenswerten, jedoch anstrengenden Wanderung findest du am Ende dieses Reiseberichts.

Der siebte Tag unserer Reise beginnt mit der Überquerung des Supramonte Gebirges, das sich wie eine große Barriere in den Weg nach Süden schiebt. Auf schmaler Straße geht es nun Kurve um Kurve durch grandiose Berglandschaft. Aufpassen ist angesagt, denn die Strecke ist auch bei Motorradfahrern beliebt und fordert jährlich ihren Tribut…

Wilde Schweine und steile Felsnadel

Bis Baunei folgen wir der Straße und biegen dann links ab nach Su Golgo und erreichen nach ein paar spitzen Kehren eine Hochebene. Hier steuern wir den Stellplatz Su Porteddu (GPS N40.083345, E9.678297) an.

Infotafel am Stellplatz Su Porteddu
Infotafel am Stellplatz Su Porteddu

Der Stellplatz ist eigentlich mehr ein Parkplatz, Tagsüber ziemlich voll, wird es am Abend ruhig und es stehen nur einige Übernachtungsgäste mit ihren Fahrzeugen hier. Die Nacht kostet übrigens 10,– €)

Erneut packen wir die Wanderschuhe aus. Zunächst führt uns unser Weg auf einsamen Pfad zur Puntas Salinas, einer Felsnadel, hoch über der Cala Goloritze gelegen. Von hier aus bietet sich ein atemberaubender Ausblick über die Küste und hinunter in die Bucht der Cala Goloritze.

Felsnadel über der Cala Goloritze
Felsnadel über der Cala Goloritze

unterwegs zur Cala Goloritze
unterwegs zur Cala Goloritze

Diese ist unser nächstes Ziel. Wer diesen Weg nachwandern will, sollte unbedingt Badesachen mitnehmen und sich vor dem dann folgendem Anstieg erfrischen. Wir hatten dummerweise keine dabei. Die Wanderung ist übrigens sehr empfehlenswert. Dies ist auch der Grund warum der Zutritt in dieses Naturschutzgebiet in der Hochsaison reglementiert ist. Man benötigt dann eine Eintrittskarte, die man am Stellplatz Su Porteddu erwerben kann.

am Strand der Cala Goloritze
am Strand der Cala Goloritze

Den Komoot-Link zu dieser Wanderung gibt es wie gewohnt am Ende des Reiseberichts.

Zurück am Wohnmobil chillen und kochen wir und haben einen Mordsspass beim Füttern der kleinen Wildschweine, die den Platz in den Abendstunden bevölkern.

Wildschweine
füttern der wilden Schweine

Die Hochebene von Su Golgo

Am Morgen bleiben wir noch auf der Hochebene von Su Golgo und besuchen die Le Piscine di Golgo. Dies sind ein paar mystisch anmutende Weiher, eingerahmt von wilder Vegetation, in denen unter anderem Wasserschildkröten leben.

Die Becken von Le Piscine di Golgo
Le Piscine di Golgo

Vom Wasser angezogen lassen es sich hier viele Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen und Esel gut gehen. Mit etwas Suchen finden wir auch die Höhle von Su Golgo (Su Sterru), über 200m geht es hier senkrecht in die Tiefe…

Su Golgo (Su Sterru)
Su Golgo (Su Sterru)

Ein paar hundert Meter weiter gäbe die Kapelle San Pietro di Golgo und die Landschaft drumherum eine gute Kulisse für einen Italo-Western ab.

Kapelle San Pietro di Golgo
Kapelle San Pietro di Golgo

Die Kapelle ist dem heiligen Petrus geweiht und ihm zu Ehren findet immer am letzten Sonntag im Juni ein Fest statt. Der Sage nach war das gesamte Plateau einst einem bösartigen Drachen „Sa Serpente“ ausgeliefert, der in der Höhle von Su Golgo (Su Sterru) wohnte und Menschenopfer forderte. Eines Tages kam der heilige Petrus nach Baunei und beschloss den Drachen zu töten und die Menschen von dem bösen Reptil zu erlösen. Er gewann den Kampf und zum Dank erbauten die Hirten dieser Gegend im 17 Jahrhundert diese Kapelle.

In unmittelbarer Nähe zu dieser Kapelle stehen drei Olivenbäume, die größten, die ich je in meinem Leben gesehen habe!!!

Zurück in Baunei füllen wir unsere Vorräte auf. Von dort geht es auf einsamen Bergstraßen nach Jerzu. Wir besuchen das dortige Weingut Jerzu Antichi Poderi mit „Weintankstelle“  -muss man gesehen haben.

Blick in die Ebene von Baunei aus
Blick in die Ebene von Baunei aus

Wilde Natur am Camping Coccorrocci

Zurück an der Küste haben wir uns den Camping Coccorrocci ausgesucht. Landschaftlich gefällt es uns hier sehr gut. Der Campingplatz liegt in einer einsamen und wilden Gegend. Leider besteht der Strand aus Geröll und es ist schwierig ins Wasser bzw. wieder  heraus zu kommen.

Küste beim Camping Coccorrocci
Küste beim Camping Coccorrocci

Am späten Nachmittag unternehmen wir eine kleine Wanderung ins landschaftlich schöne Hinterland. Ziel ist ein Bachlauf mit ein paar Badegumpen (siehe Komoot-Link am Ende des Reiseberichtes).

Bachlauf mit Badegumpen
Bachlauf mit Badegumpen

Am Campingplatz gibt es gemauerte Feuerstellen und sogar Holz. Was gibt es da schöneres, als den Abend bei einem romantischen Lagerfeuer ausklingen zu lassen?

Lagerfeuer
Lagerfeuer

Die Costa Rei mag uns nicht

Bei unserer Weiterfahrt steuern wir am Morgen zunächst den Stellplatz Bellavista an. Maria will jedoch an die Costa Rei, einem besonders empfohlenen Küstenabschnitts auf Sardinien. Wir fahren also weiter…

An der Costa Rei hat nur ein Campingplatz geöffnet und der ist überfüllt. Ein weiterer hat dauerhaft geschlossen und der Dritte öffnet erst in drei Tagen. Freistehen ist wegen der Verbotsschilder auch keine Option. Schlussendlich fahren wir zurück zum Stellplatz Bellavista. Der einfache Platz liegt unter hohen Bäumen direkt am Strand und bietet außerdem eine sehr gute Pizzeria. Es gefällt uns so gut, dass wir zwei Nächte bleiben.

Küste beim Stellplatz Bellavista
Küste beim Stellplatz Bellavista

Karibikflair um Chia

Die Etappe am mittlerweile 12.Tag fällt etwas länger aus. Über die Via Fragola (Erdbeer-Straße), eine Gebirgsstraße durch sagenhaft schöne Landschaft fahren wir zunächst bis Cagliari, wo wir bei Lidl unsere Grundnahrungsmittel auffüllen. Von dort geht es nach Chia zum Camping Chia.

Dort angekommen unternehmen wir am Nachmittag eine Wanderung zum Capo Spartiveno. Wir wandern an mehreren Buchten mit fast karibisch anmutenden Stränden vorbei. Einzigartig schön ist die Landschaft.

Strand bei Chia
Strand bei Chia

Am Faro Capo Spartivento, einem alten Leuchtturm, der zum exclusiven Hotel umgebaut wurde, folgen wir dem alten Pfad bis zur Stazione Semaforica di Capo Spartivento, einem alten Leuchtturm. Der Weg zu diesem “Lost Place” auf dem 174 m hohen Monte sa Guardia Manna lohnt sich! Oben angekommen, genießt man einen wunderschönen  Rundumblick über die umliegenden Buchten und Strände. Auf unserem Rückweg haben wir dann die ersten Flamingos dieses Sardinien – Urlaubs gesehen…

Steg im Wasser
auf dem Rückweg vom Capo Spartivento

Den Komoot-Link zu dieser lohnenswerten Wanderung findet du auch diesmal wieder am Ende dieses Reiseberichts.

Landschaftlich hat es uns hier während unserer Rundreise mit am besten gefallen. Im Nachhinein kann ich daher gar nicht verstehen, dass ich am nächsten Tag schon weiterstrebe, was sich außerdem als Fehler erweisen wird…

Von de Insel auf die Halbinsel

Besser gesagt auf die Halbinsel Sant Antioco. Wir haben uns in den Kopf gesetzt hier unbedingt hinfahren zu müssen. Am sehr teuren Campingplatz Camping Tonnara kommen wir unter, faulenzen, erkunden die kleine Bucht , schwimmen und essen bei Mario und Pinella. Das Essen in dieser mehrfach empfohlenen „Strandbude“ ist gut, was stört, sind die Plastikteller.

Strandrestaurant
bei Mario und Pinella

Wirklich gelohnt hat sich der Abstecher hierhin nicht. Wir bleiben nur eine Nacht. Am nächsten Tag füllen wir unsere Vorräte auf, tanken an einer weiteren Weintankstelle, hier gibt es auch sehr guten Käse, und verlassen Sant Antioco.

Die endlosen Dünen der Costa Verde

Am Tag 13 ist es mal wieder schwierig… wir fahren über Nebida nach Buggerru, wollen in Masura auf einen Stellplatz um zur Porta Flavia zu wandern. Der Platz ist geschlossen, ebenso wie der in der Cala Domestica. Aus den geplanten Wanderungen wird nichts. In San Nicolo gefällt es uns nicht. Überall ist es extrem voll und das an einem Donnerstag? Es ist der 2. Juni und wie wir jetzt erst feststellen Festa della Repubblica (Fest der Republik) und somit ein Nationalfeiertag in Italien.

Blick zu einem Strand
unterwegs nach Buggerru

Notgedrungener Maßen überspringen wir die Ziele unserer Planung und fahren an die Costa Verde. Über zahlreiche Kurven geht es auf schmaler Straße durch ein landschaftlich reizvolles Gebiet. Nach links weist uns ein Hinweisschild zum Camping Sciopadroxiu. Zunächst auf Asphalt, später auf unbefestigter Rüttelpiste erreichen wir den ca. zwei Kilometer vom Strand entfernten Campingplatz. Wir bekommen einen wunderschön gelegenen Platz zugewiesen, von dem aus wir einen einmaligen Ausblick auf die Dünenlandschaft der Costa Verde genießen dürfen.

Stellplatz am Camping Sciopadroxiu
unser Platz am Camping Sciopadroxiu

Natürlich unternehmen wir eine Wanderung durch diese faszinierende Landschaft. Ziel ist der schier endlos wirkende Strand. Anfangs ist der Weg noch markiert, später verliert er sich im weiten Nichts der Dünenlandschaft und der Strand scheint unerreichbar…

Dünenlandschaft
Dünenlandschaft an der Costa Verde

Am Ende diese Reiseberichts findest du zu diesem Ausflug auch den Komoot-Link.

Nach einem Badeaufenthalt und einem kühlen Blonden in einer Strandbar geht es auf der Straße zurück zum Campingplatz. Das Abendessen genießen wir im außergewöhnlich guten Restaurant am Platz.

sardisches Essen
Restaurant Sciopadroxiu
sardisches Essen
Restaurant Sciopadroxiu

Den nächsten Tag verbringen wir am Strand. Diesmal sind wir mit dem Fahrrad gefahren, was hin und zurück beachtlich schnell funktioniert, da nur innerhalb des Campingplatzes ein kurzer steiler Anstieg zu bewältigen ist. Ich erkunde alleine auch noch die Gegend hinter dem Strand. Im Sand stehen alte verrostete Loren, teilweise sind noch Schienen zu erkennen. Eine skurrile Szenerie.

alte Loren in den Dünen der Costa Verde
alte Loren in den Dünen der Costa Verde

In dieser Gegend von Sardinien wurde im 19. Jahrhundert Zink und Blei abgebaut und per Lore bis zum Verschiffungshafen am Strand geschafft. Im einzigen Gebäude am Strand waren früher Lagerräume der Mienengesellschaft untergebracht. Heute ist dieses ein Hotel, das bei unserem Besuch jedoch wegen Umbaus geschlossen ist.

Auch der Folgetag ist vom Strandleben bzw. -spaziergängen geprägt und wird am Abend durch ein Essen im Restaurant beschlossen. Maria isst „Capra umido“ (Nasse Ziege), ein sardisches Ziegenschmorgericht.

Stränden der Costa Verde
unterwegs an den Stränden der Costa Verde

Genug gefaulenzt! Am Morgen packen wir. Es zieht uns weiter Richtung Norden, zu den Reiskornstränden bei Is Arutas.

alte Eisenerzmine
Ruinen einer alten Bergwerkssiedlung

Traumhafte Sonnenuntergänge über Reiskörnern

Die Landschaft verändert sich auf dem Weg hierhin merklich. Wir haben die Berge verlassen und eine Ebene erreicht. An unserem Zielort gibt es ein paar einfache Stellplätze direkt am Meer. Wir entscheiden uns für den Stellplatz Agricampeggio Da Giuliano. Nach unserer Ankunft am frühen Nachmittag erkunden wir bei einem Spaziergang die von Tagesausflüglern gut besuchten Strände, sind über den Reiskorn-Sand erstaunt, baden, faulenzen und bewundern den Sonnenuntergang.

an den Reiskornstränden von Is Arutas
an den Reiskornstränden von Is Arutas

Auf indirektem Weg nach Bosa

Bosa soll unser letztes Ziel an der Westküste sein. Dorthin brechen wir am 18. Tag unserer Rundreise auf. Unterwegs haben wir jedoch noch einen Abstecher nach Seneghe gemacht, wo noch ein besonderes Erlebnis auf uns wartet.

In der Gegend um Seneghe gedeiht das „Gold des Montiferru“, die Oliven, aus denen das beste Olivenöl der Insel gepresst wird. Einer unserer Reiseführer empfiehlt uns die Adresse der Familie Cosseddu, deren Olivenöl schon mehrfach bei diversen Wettbewerben ausgezeichnet wurde.

Wir suchen und finden das Haus in der Via Josto 13, klopfen und läuten zunächst vergeblich an der Haustüre. Innerhalb der nächsten zehn Minuten gesellen sich zwei weitere Touristenpaare zu uns, die der gleichen Empfehlung gefolgt sind. Nach weiteren fünf Minuten, ich vermute die Nachbarin hat angerufen, öffnet sich die Haustüre und eine sehr betagte alte Dame öffnet mit einem Lächeln die Haustüre. Mit einigen Brocken Italienisch und Gebärden machen wir uns verständlich und sie wiederum gibt uns zu verstehen, sie müsse ihren Sohn anrufen, da sie schlecht zu Fuß sei. Vergeblich versucht sie diesen zu erreichen und deutet uns, ihr zu folgen.

Im Keller des knapp 200 Meter entfernten Hauses, zu dem sie uns führt, befinden sich die Olivenöltanks der Familie. Jeder wird mit einem kleinen Plastikbecher ausgestattet und dann dürfen wir probieren und testen, während uns Mamma Cosseddu etliches über das Olivenöl, die Ernte und ihren Sohn erzählt, was aber keiner von uns vollumfänglich versteht. Die Männer aus unserer kleinen Gruppe füllen dann nach ihrer Anweisung das gewünschte Olivenöl in Kanister ab.

Keller mit Olivenöltanks
im Keller der Familie Cosseddu

Das Geschäftliche wird im ursprünglichen Haus, in das uns Mamma Cosseddu einlädt, erledigt. Zunächst jedoch müssen wir in der Wohnküche Platz nehmen und vom selbst gebrannten Myrte-Schnaps probieren… Es dauert etliche Runden und Erzählungen bevor wir der netten Gastfreundschaft der herzlichen Dame „entfliehen“ dürfen.

Später als geplant erreichen wir gegen Mittag den Stellplatz S’Abba Druche. Der Platz hat gleich drei kleine Sandbuchten und ein Restaurant. Landschaftlich schön gelegen jedoch für 25,– € pro Nacht plus 2 € Touristentaxe nicht gerade günstig. Die warme Dusche kostet hierbei noch extra. Zwei Nächte bleiben wir trotzdem.

Sonnenuntergang am Stellplatz S’Abba Druche
Sonnenuntergang am Stellplatz S’Abba Druche

Ein Fahrradausflug nach Bosa steht am nächsten Morgen auf dem Programm. Leider hat die Burg von Bosa geschlossen. Vom Burgberg aus habe ich jedoch einen Wochenmarkt erspäht, den wir suche, finden und auf dem wir Käse, Gemüse und Honig einkaufen…

Bosa ist ein sehr hübsches, am einzig schiffbaren Fluss Sardiniens gelegenes Städtchen und auf jeden Fall einen Ausflug wert.

Bosa am Fluss Temo
Bosa am Fluss Temo

Zum „Torre Agentiera“

Am Tag 20 wird gefaulenzt, jedoch nur bis zum Nachmittag. Wir wandern zum alten Küstenwachturm „Torre Agentiera“, der uns schon seit unserer Ankunft von einem Felsen grüßt. Dies ist eine lohnende kleine Wanderung, bei der man unterwegs auch in einer herrlich malerischen Bucht baden kann. Außerdem bietet sie herrliche Ausblicke über die Küste und eine kleine Kletterpartie über bizarre schwindelnd-hohe Felsen. Den Komoot-Link hierzu findest du wieder am Ende dieses Reiseberichts.

Küstenlandschaft
Küstenwachturm „TorreAgentiera“

Die Banditen und Maler von Orgosolo

Bosa ist der nordwestlichste Punkt unserer Reise auf Sardinien. Von hier aus geht es für uns am nächsten Tag zurück Richtung Ostküste. Unser neues Ziel ist das Hirten- und ehemalige „Banditendorf“ Orgosolo mit seinen berühmten Wandmalereien.

Unterwegs queren Heuschreckenschwärme gigantischen Ausmaßes unseren Weg. Begünstigt durch die klimatischen Veränderungen, milde Winter und weniger Niederschläge, hat Sardinien in diesem Sommer mit Milliarden von Heuschrecken zu kämpfen. Wie wir später aus den Medien erfahren, haben die Insekten bereits Anfang Mai das Saatgut auf bis zu 50.000 Hektar Land zerstört.

Brunnen
Wassertanken in der Nähe von Orgosolo

Architektonisch hat der Ort nichts zu bieten, was ihn einzigartig macht sind die Murales, die Wandmalereien, die fast jede Fassade im Ortskern schmücken. Sie künden von der brisanten Vergangenheit und Geschichte des Ortes, sind Protest gegen lokale und globale Unterdrückung, Ungerechtigkeit und Willkür. Das ganze Unrecht dieser Welt scheint hier versammelt, das brennende World-Trade-Center, das Massaker auf dem Tiananmen-Platz, der Krieg im Irak, der Vietnamkrieg, Schüsse auf einen Jungen im Gazastreifen, der Hunger in Afrika. Texte an den Fassaden berichten von den Toten und Verstümmelten des Ersten Weltkriegs, von Buchenwald, von der RAF und und und… Marx, Engels, auch Lenin haben hier als Porträts an Häuserwänden überlebt, gemalte Politik, wie sie so wohl nirgends zu finden ist.

Murales in Orgosolo
Helmut Schmidt, Murales in Orgosolo

Mit durchschnittlich sechs Morden pro Jahr brachte es das nur rund 4000 Einwohner zählende Städtchen zu einem düsteren Rekord in der Kriminalitätsstatistik und trägt daher auch den Beinamen Banditendorf.

In Orgosolo kann man übrigens im Il Cortile del Formaggio, einem sehr guten kleinen Käsegeschäft, hervorragenden sardischen Pecorino und andere Käsesorten kaufen.

Murales
in der Mitte das Käsegeschäft Il Cortile del Formaggio,

Der kleine Laden befindet sich in der Hauptstraße von Orgosolo, in einem kleinen Innenhof. Die sehr nette Dame hat uns den Käse auch eingeschweißt, so dass wir ihn sogar unbeschadet mit nach Deutschland gebracht haben. Außerdem gibt es auch hausgemachten Honig, dem wir auch nicht widerstehen konnten.

Nicht nur wegen der Murales, sondern auch wegen der Landschaft lohnt der Abstecher in diese Region. Über Orgosolo erhebt sich der Pratobello, eine einsame Korkeichen bestandene Hochebene, die von zahlreichen Schafherden bevölkert wird.

Ristorante Supramonte
Ristorante Supramonte
Stellplatz Ristorante Supramonte
Stellplatz Ristorante Supramonte

Empfehlen können wir den Argicampeggio Supramonte in der Nähe von Orgosolo. Hier haben wir am Abend für 35,– € ein wunderbares Siebengänge-Menü genossen, das kaum zu schaffen war und wunderbar ruhig geschlafen.

 Punta La Marmora, das Dach Sardiniens

Tag 22 bringt uns hoch hinaus in die Berge auf das Dach Sardiniens, den Punta La Marmora. Über Desulo fahren wir zum Passo di Tascusi und erreichen nach etwas mehr als 20 Kilometern das Rifugio Bruncu Spina, die Talstation eines Skiliftes. Hier ist unser Ausgangspunkt für unsere Wanderung auf den höchsten Punkt Sardiniens. Wegen des heftigen Windes überlegen wir zunächst, ob wir überhaupt loslaufen sollen. Es wäre ein Fehler gewesen, dies nicht zu tun.

Berg Punta La Marmora
Punta La Marmora

Landschaftlich ist diese Wanderung sehr schön. Sie führt uns über die kahlen Gipfel des halbkreisförmigen Gebirgskammes des Gennargentu-Massivs, somit über die höchsten Berge Sardiniens und bietet dazu einmalige Ausblicke über die Berge bis zur Küste. Leider haben wir mit Windböen zwischen 50 und 60 Stundenkilometern zu kämpfen, die uns umzuwerfen versuchen. Dennoch erreichen wir das 1834 m Gipfelkreuz des Punta La Marmora.

unterwegs zum Punta La Marmora
unterwegs zum Punta La Marmora

Den Komoot-Link zu dieser Tour durch traumschöne sardische Berglandschaft und pure Natur findest du am Ende dieses Reiseberichts.

 Blaues Meer und weiße Strände an der Cala Ginepro

Noch am Nachmittag verlassen wir die Berge und fahren an die Küste zur Cala Ginepro. Leider kommen wir auf dem Campingplatz „Sa Prama“ wegen Überfüllung nicht unter, wir weichen daher auf den Camping Cala Ginepro aus, was dann auch die bessere Entscheidung ist. Hier ist weniger los und das Gelände ist sehr großzügig angelegt. Insgesamt gibt es drei verschiedene Strände, so dass wir noch etwas am Strand liegen können. Am platzeigenen Restaurant gehen wir am Abend dann auch zum Essen.

Strand am Camping „Cala Ginepro“ 
Strand am Camping „Cala Ginepro“

Am nächsten Tag erkunden wir ein bisschen die Gegend. Im Hinterland liegt eine Lagune, die einen Abflusskanal ins Meer besitzt und so unserem Erkundungstrieb ein Ende setzt. Den restlichen Tag verbringen wir hauptsächlich mit Baden, faulenzen und Lesen.

Grillvergnügen am Camping „Cala Ginepro“
Grillvergnügen am Camping „Cala Ginepro“

Wir versuchen am Folgetag einen Weg zu den Stränden des „Parco Naturale Biderosa” zu finden.

Parco Naturale Biderosa
Parco Naturale Biderosa

Leider bleibt es beim erfolglosen Versuch und so entscheiden wir uns durch das hüfthohe Wasser des Abflusses der Lagune zu waten. Die sich hier anschließenden wilden und naturbelassenen Strände sind auf jeden Fall einen Ausflug wert. Man kann diese auch mit dem PKW erreichen, muss dann jedoch eine Gebühr (7,– €) für das Befahren des Naturparkes bezahlen. Unsere Erkundungstour haben wir auch als Komoot-Link dem Ende des Reiseberichts hinzugefügt.

San Theodoro hat uns wieder

Am 25. Tag unserer Sardinienreise brechen wir nach San Teodoro auf, dem Ausgangspunkt unseres Rundtrips. Unterwegs halten wir erneut in Siniscola bei der „La Cantina di Bacco“ um Wein und Olivenöl zu kaufen. Der Campingplatz „La Cinta“ ist nun sehr gut besucht und am Strand ist fast kein Platz für ein Handtuch zu finden. Baden und SUP-Boarden geht immer. So genießen wir den Tag und gehen abends essen, im schon bei der Anreise bewährten Ristorante La Taverna degli Artisti.

liegen auf dem SUP-Board
man muss nicht immer stehen…

Schwitzen und Baden abseits der Küste

Die Wanderung am nächsten Tag beginnt zunächst mit einer Fahrradtour zum Ausgangspunkt. Wir wollen zu den Badegumpen des Rio Pitrisconi. Diese Wanderung wird eine der anstrengendsten, die wir in diesem Urlaub unternommen haben. Insgesamt sind es nur 25 Kilometer, es geht jedoch fast ununterbrochenem bergauf und der unerträglichen Hitze beim Aufstieg ist nicht zu entkommen. Trotzdem hat sich der Weg gelohnt und wir genießen ein erfrischendes Bad in dem Badegumpen am Ziel.

Badegumpen des Rio Pitrisconi
an den Badegumpen des Rio Pitrisconi

Auch zu dieser Wanderung findest du den Komoot-Link am Ende dieses Reiseberichtes.

Blutmond über San Theodoro

Faulenzen, baden, SUP-Boarden und packen sind am Folgetag angesagt, sowie Essen gehen am Abend. Dieser hält noch ein besonderes Abschiedsgeschenk bereit. Als wir nach dem Abendessen nochmal an den Strand gehen geht gerade der Vollmond als Blutmond über dem Meer auf… ein einmalig schönes Schauspiel!

Blutmond
Blutmond am Strand von San Theodoro

Arrivederci Sardegna

Am 28. Tag brechen wir früh auf. Um 10:00 Uhr stehen wir an der Reling unserer Fähre und blicken zurück auf Sardinien und 27 erlebnisreiche Tage.

Sardinienfähre
Abschied
Abschied
Chiao Olbia

Fazit:

Karibik des Mittelmeeres? Der Vergleich scheint weit hergeholt, wenn man sich jedoch an den teils extrem fein- und weißsandigen Stränden noch Palmen vorstellt, kann man sich fast in die Karibik versetzt fühlen. Das glasklare türkisfarbige Wasser trägt seinen Teil dazu bei. 1850 Küstenkilometer wollen entdeckt werden. Sardinien ist abwechslungsreich. So gibt es neben den „karibischen Stränden“ auch raue, von Macchia bewachsene, steile, flache, kiesige und von gelben Dünen gesäumte Küstenabschnitte. Das teils alpin anmutende, bis zu 2000 Meter hohe, dünnbesiedelte Bergland, lädt zu ausgiebigen einsamen Wanderungen ein. Dazwischen erstrecken sich herrliche, teils bewirtschaftete Flächen und von Nutztieren bevölkerte Hochebenen. Gerade wegen dieser Gegensätze hat uns Sardinien sehr gut gefallen. Jede Gegend hat ihre Eigenart. Sardinien ist ein kleiner Kontinent für sich, der viel zu bieten hat. Die beginnenden Ferien in Italien haben uns gegen Ende unserer Reise einen Vorgeschmack darauf gegeben, wie voll es in den Sommermonaten an den Ständen sein mag. Mit Sicherheit ist es dann schwer mit dem Wohnmobil frei zu stehen oder auch eine Parzelle auf einem Campingplatz zu bekommen. Die Vor-und Nachsaison sind hier die bessere Wahl. Der Norden der Insel wartet noch darauf, von uns entdeckt zu werden… wir kommen wieder.

 

Camping- und Stellplätze

Wanderungen mit GPS-Tracks zum Download

Übersichtskarte unserer Route

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