Wales-Rundreise, ein Roadtrip

Das Schiff stampft in der schweren See, fast waagrecht peitscht der Regen gegen die Fenster. Erst gegen 04:00 Uhr, eine Stunde später als geplant, erreichen wir Dover. Vor unserer Weiterfahrt nach Wales schlafen wir noch ein paar Stunden am Jachthafen. Böiger Wind schüttelt unser Wohnmobil ordentlich durch… Wind und Regen haben aufgehört und die Sonne blinzelt aus bewölktem Himmel, als ich gegen 08:30 Uhr aufwache.

Unsere Wales-Rundreise haben wir im Vorfeld tagesgenau geplant. Rund 217 Autobahn-Meilen (rund 350 Kilometer) geht es zunächst Richtung Westen nach Newport. Das erste Ziel soll heute das Tredgar House sein.
Wie schon bei unserer Englandrundreise 2015, habe wir uns auch diesmal für eine zeitlich begrenzte Familienmitgliedschaft im National Trust entschieden. Warum und weshalb und was der National Trust überhaupt für eine Organisation ist, liest Du in unserem Reisebericht Englandrundreise, London und Cornwall.

Das Tredegar House

Gegen Nachmittag erreichen wir das südwestlich von Newport gelegene Herrenhaus. Hier können wir unser National Trust Voucher in eine Mitgliedskarte tauschen (GPS-Daten N 51°33’36.0″ W 3°01’38.8″).
Das Tredegar House gehört zu den prächtigsten walisischen Herrenhäusern und war über 500 Jahre lang Stammsitz der walisischen Adelsfamilie Morgan.
Das Herrenhaus ist von einem großen Garten umgeben, der sich in einen Obstgarten, einen Zederngarten und einen Orangeriegarten unterteilt. An die Gärten schließt sich im Norden und Osten ein Landschaftspark (County Park) von mehr als 36 Hektar an, dieser ist für die Öffentlichkeit frei zugänglich.
Vom Parkplatz führt uns unser Weg Richtung Haus zunächst durch den großen und wilden Obstgarten. Besonders beeindruckt hat uns der sich anschließende Zederngarten, der von einer riesigen 250 Jahre alten libanesischen Zeder dominiert wird.
Der kleinste der drei Gärten ist der Orangeriegarten. Er beherbergt heute eine Vielzahl von Obstbäumen und Kräutern wie sie im 18. Jahrhundert angebaut wurden.
Uns interessiert jedoch das ab 1402 erbaute und 1664 – 1672 im Stil des klassizistischen Barocks umgebaute Herrenhaus. Es besteht aus vier Flügeln, die einen kleinen Innenhof umschließen.
Die Besichtigung führt uns durch etliche aufwändig dekorierten Repräsentationsräumen. Wir kommen durch das viktorianisch ausgestattete Speisezimmer, bewundern die Porträts aus dem 17. Jahrhundert in der eichenholzgetäfelten New Hall und durchschreiten den ebenfalls eichenholzgetäfelten mit aufwändigen Schnitzereien verzierten Brown Room, sowie den Gilt Room mit einem Deckengemälde aus dem 17. Jahrhundert. In weiteren Wohn- und Schlafräume erfahren wir nette Anekdoten und Ereignisse aus dem Leben des exzentrischen Evan Frederic Morgan, 2. Viscount of Tredegar der in den 30er Jahren das Haus bewohnte. Er unterhielt eine Menagerie, in der unter anderem ein boxendes Känguru und zahlreiche Vögel lebten. Auf seinen legendären Gartenpartys trug er einen Papagei auf seiner Schulter der obszöne Wörter rief…

Für unsere erste Übernachtung in Wales haben wir uns einen Übernachtungsplatz in der Nähe ausgesucht. Er liegt bei der Ortschaft Caerphilly und ist in 25 Minuten nach knapp 9 Meilen erreicht. Der Platz befindet sich in ruhiger Lage uneinsehbar neben der Straße. Nach dem Abendessen erklimmen Maria und ich noch einen nahegelegenen Berg und genießen den Blick über die Landschaft bei untergehender Sonne.

Das Museum of Welsh Life

Nach erholsamen Schlaf brechen wir nach dem Frühstück Richtung Cardiff auf. Wir wollen jedoch nicht die Stadt besichtigen, sondern das etwas außerhalb von Cardiff gelegene Museum of Welsh Life besuchen.
Es sind nur knapp 12 Meilen zu fahren und so erreichen wir vor dem ersten sonntäglichen Ansturm den Parkplatz am Museum. Der Eintritt ist frei, nur der Parkplatz kostet fünf Pfund Parkgebühr pro Fahrzeug.
Das Museum wurde im Jahr 1946 auf dem Grund des Schlosses von St Fagans durch den Earl of Plymouth gegründet. Vom keltischen Dorf bis zum Haus der Zukunft kann man hier an mehr als 40 Gebäuden alle Epochen des walisischen Lebens nachvollziehen, viel über die Lebensweise, den Arbeitsalltag und die Freizeit der Waliser erfahren. Wir schlendern durch die weitläufige Anlage und sind von den Gebäuden, ihrer Ausstattung und den netten Erläuterungen der Museumsmitarbeiter sehr begeistert. Diese sprechen übrigens untereinander ein authentisches Walisisch, das sich für unsere Ohren sehr lustig anhört. Wir besuchen mehrere Bauernhäuser in deren Ställen noch Tiere gehalten werden, mehrere Handwerksbetriebe mit jeweiliger Vorführung, eine Reihenhaussiedlung ehemaliger Stahlarbeitern, ein Fertighaus der 60er Jahre aus Stahlelementen gebaut, einen Kolonialwarenladen aus den 30er Jahren, eine alte Schule eine mittelalterliche Kirche und und und…

Einen kurzen Regenschauer überbrücken wir mit einem Besuch in einem Tearoom im Stil der 40er Jahre mit zeitgenössischer musikalischer Untermalung. Gegen Ende unseres Rundgangs besuchen wir noch St Fagans Castle, das 400 Jahre alte elisabethanische Herrenhaus des Museumsgründers mit seiner wunderschönen Gartenanlage.

Der Tag geht leider viel zu schnell vorbei. Am späten Nachmittag brechen wir Richtung Ogmore Castle unserem heutigen 20 Meilen entfernten Übernachtungsplatz auf.

Ogmore Castle und die Sanddünen von Mertyr Mawr

Das Ogmore Castle (walisisch Castell Ogwr) ist die Burgruine eines normannischen Steinschlosses, das von der Familie de Londres erbaut wurde.
Sehr idyllisch liegt diese kleine Ruine am Fluss. Trittsteine führen über diesen, so dass man schnell auch das andere Ufer trockenen Fußes erreicht.

Wir erkunden zunächst einmal die Burganlage, kochen und lassen vermeintlich den Tag ausklingen. Heute jedoch ist ein so schöner Sonnentag, an dem die Sonne einfach nicht untergehen will. Wir schnüren also noch unsere Wanderschuhe, wechseln die Flussseite und folgen dem Weg dort zur nächsten Ortschaft und über eine hügelige Weidelandschaft bis wir wenige Kilometer später die Sanddüne Merthyr Mawr erreichen.
Merthyr Mawr ist die höchste Sanddüne in Wales und die zweithöchste Europas. Sie liegt im Merthyr Mawr Naturreservat. Hier wurden teilweise Szenen für den Film Lawrence von Arabien mit Peter O’Tool gedreht. Von ihrer Höhe haben wir einen schönen Blick über den dank Ebbe endlos wirkenden Strand. Über diesen laufen wir im weiten Bogen zurück. Mittlerweile haben wir 22:30 Uhr und erst jetzt schickt sich die Sonne endlich an unterzugehen. Nach knapp 11 Kilometern sind wir wieder am Wohnmobil zurück.

GPS-Daten zum Download der Wanderung findest Du am Ende dieses Berichts.

Am nächsten Morgen werde ich Zeuge einer „dramatischen Szene“. Ich bin bereits früh auf den Beinen und genieße die morgendlichen Sonnenstrahlen, als eine Reitergruppe am Ufer erscheint und den Fluss überquert. Eines der Pferde mag nicht so richtig und scheut etwas. Ein Reiter, ich vermute der Reitlehrer der Gruppe, übernimmt dieses Pferd und bringt es sicher über den Fluss. Dort übernimmt die vorherige Reiterin, ein junges Mädchen, wieder ihr Pferd. Während die Gruppe weiterreitet, will es das Mädchen wohl doch noch wissen und treibt ihr Pferd erneut in den Fluss, wo es etwa in der Flussmitte stehen bleibt. Das nun folgende etwa fünfminütige Gerangel zwischen Tier und Mensch endet im Abwurf des Mädchens ins eiskalte Wasser. Das Pferd erwartet seine Reiterin daraufhin geduldig am diesseitigen Ufer…

The Three Cliffs

Nach dem Frühstück wartet unser nächstes Ziel auf uns. Wir fahren zur Ortschaft Penmaen und parken unser Wohnmobil auf dem Parkplatz des National Trust (in der Nähe der Kirche). Von hier aus unternehmen wir eine schöne Wanderung, die uns in einem größeren Schwenk über das Cefn Byrn Moore zur Küste und dort zu einer weiten Bucht bringt, die sich Three Cliffs (oder auch Oxwich Bay) nennt.
Diese knapp acht Kilometer lange gut markierte Wanderung besticht durch die schönen langgezogenen Buchten mit fast weißem Sand sowie dem Ausblick den man von der Höhe des Cefn Byrn Moore hat.

GPS-Daten zum Download der Wanderung findest Du am Ende dieses Berichts.

Zurück am Wohnmobil fahren wir noch ein paar Meilen. Eine knappe halbe Stunde benötigen wir bis zum Hillend Camping Park  an der Rhossili Bay.
Das riesige gepflegte Campinggelände ist wenig besucht und wir können uns gar nicht für einen Platz für unser Wohnmobil entscheiden – die Auswahl ist einfach zu groß… Wir richten uns für den Rest des Tages ein und werfen mal wieder unseren Grill an. Am späten Abend laufen wir durch die Dünen zum Rhossili Bay-Strand.

Rhossili Bay

Rhossili Bay bezeichnet sowohl den Strandabschnitt als auch die Bucht selbst nahe dem Ort Rhossili. Mit fast fünf Kilometern Länge ist der Strand der Rhossili Bay der zweitlängste durchgehende und westlichste Strandabschnitt auf der Halbinsel Gower. Er wird von der Halbinsel Worm’s Head im Süden und von der Halbinsel Burry Holms im Norden eingerahmt. Bei Ebbe ergibt sich mit den Ständen der Broughton Bay und Whiteford Sands ein durchgehendes Strandgebiet von fast 11 Kilometern.
Die Größe des Campingplatzes lässt vermuten wie stark in den Sommermonaten der Ansturm von Touristen und Tagesgästen ist.
Leider hat sich der Himmel wieder zugezogen und es nieselt leicht. Wir lassen uns trotzdem unsere Laune nicht verderben und genießen den Ausblick über den riesigen Strandabschnitt. Dank der Ebbe ist es ein Stück bis zum Wasser zu laufen… Wir wenden und nach links und gehen an der Wasserkante entlang in Richtung der Halbinsel Worm’s Head.

Nahezu über drei Kilometer schmiegt sich die Bucht von Rhossili an die grünen Hügel der walisischen Halbinsel Gower. In diesen steht, schon von weitem sichtbar, einzig das Pfarrhaus aus dem Jahr 1850. Die Halbinsel Gower wurde im Jahr 1956 zur „Area of Outstanding Beauty“ erklärt. Dies ist der Grund, dass hier keine weitere Bebauung stattgefunden hat und die Bucht in ihre natürliche Schönheit erhalten geblieben ist. Bereits zum zweiten Mal wurde die Bucht zum schönsten Strand Großbritanniens gekürt.

GPS-Daten zum Download für eine Rhossili – Wanderung findest Du am Ende dieses Berichts.

Das Schiffswrack der Helvetia

Wir erkunden den Strand bis zur Steilküste des Worm’s Head. Hier liegen die Überreste einiger Schiffswracks und im stärker werdenden Regen wirkt der Ort fast etwas mystisch.
Eines dieser Schiffswracks ist die norwegischen Bark Helvetia und mit Sicherheit ist es eines der meistfotografierten Objekte auf Gower mit einer faszinierenden Geschichte.
Am 31. Oktober 1887 kam die Helvetia, abends auf ihrer Reise von New Brunswick nach Swansea, vor der Küste in Mumbles an und machte fest, um auf einen Lotsen zu warten. Aufgrund der widrigen Wetterbedingungen an diesem Abend, war es nicht möglich den Bristol-Kanal zu befahren, um zum Hafen von Swansea zu erreichen. Die Helvetia war gezwungen, abzuwarten. Am nächsten Morgen erreichte der Wind Sturmstärke. Die Helvetia befand sich jetzt in gefährlicher Nähe der berüchtigten Helwick-Sandbank vor Mumbles und verlor durch den Sturm beim Auflaufen auf die Sandbank einen großen Teil ihrer Decksladung. Glücklicherweise konnte die Besatzung das Schiff vor weiteren Schäden bewahren und in ruhigere Gewässer um den Worms Head und die Rhossili Bay führen. Hier ankerten sie und warteten auf Wetterbesserung. Der Schiffskapitän ging sogar zusammen mit der örtlichen Küstenwache an Land, weil er glaubte, dass alles in Ordnung sei.
Ein paar Stunden später änderte der Wind plötzlich die Richtung und verstärkte sich, riss den Anker vom Sand und trieb die Helvetia auf den weiten Sandstrand von Rhossili. Schweren Herzens wurde befohlen die Besatzung zu retten und das Schiff aufzugeben.
Am nächsten Tag war der Sand von Rhossili übersät mit den Überresten der 500 Tonnen Holzladung der Helvetia. Das Schiff selbst war da gestrandet, wo es nun seit 122 Jahren liegt…

Gegen 22:30 Uhr zurück am Wohnmobil, reißt der Himmel plötzlich auf und beschert uns einen glutroten Sonnenuntergang.

Da es doch die ganze Nacht geregnet hat und keine Aussicht auf Besserung zu erwarten ist, verwerfen wir unseren Plan ein paar Tage am Meer/Strand zu bleiben und fahren zum 37 Meilen entfernten Newton Haus im Herzen des Dinefwr-Anwesens, nahe der Ortschaft Llandeilo.

Dinefwr Anwesen mit Newton House

Das 1660 erbaute, dreigeschossige majestätische Herrenhaus besitzt vier Ecktürme mit hohen Schieferdächern und dominiert eine parkähnliche Landschaft. Über dreihundert Jahre lang war es das Zuhause der Familie Rhys (oder auch Rice). Die Familie stammte von Lord Rhys ab, dem mächtigen Prinzen des walisischen Fürstentums Deheubarth.
Im Laufe der Jahre wurde das Haus mehrfach umgestaltet. Das Äußere wurde bis 1858 im Stil der Neugotik gestaltet. Besonders bemerkenswert ist hierbei die Fassade und die erhaltenen architektonischen Merkmale aus dem 17. Jahrhundert, darunter die prächtige große Treppe und die außergewöhnlich reich verzierten Decken.
Wir besichtigen zunächst die Schauräume im Erdgeschoss, die im Stil der Epoche eingerichtet sind, besuchen die Küche, Vorratsräume und die Wohnräume der Dienerschaft. In den Räumen im Obergeschoss befindet sich eine Ausstellung zur Geschichte von Dinefwr.
Newton House hat seinen Namen von der “New Town” (neue Stadt), die im Mittelalter für englische Siedler gebaut wurde. Zur Zeit der Entstehung des Newton House war die neue Stadt längst verschwunden, dennoch war sie Namensgeber.
Die Landschaft um das Newton House war ursprünglich ein formaler Garten. Mitte des 18. Jahrhunderts ließen sich George Rice und seine Frau Cecil von Lancelot Capability Brown, einem berühmten Landschaftsarchitekten, inspirieren und verwandelten ihren Garten in eine naturalistisch gestaltete Landschaft.
Die Rhys-Familie stand Mitte des 20. Jahrhunderts vor enormen finanziellen Herausforderungen, da zwei Todesfälle zu beklagen waren (1956 u. 1962). Die fälligen hohen Erbschaftssteuern zwangen den 9. Baron Dynevor zum Verkauf des Großteils des Grundbesitzes der Familie. Das Newton House wurde 1974 verkauft. In der Folgezeit war das Haus unbewohnt und verfiel.
Der National Trust hat das Haus 1990 vor dem endgültigen Verfall gerettet und es langsam wieder zum Leben erweckt.

Nach unserer Besichtigung stärken wir uns noch im Tearoom des Hauses, schnüren unsere Wanderschuhe, um das nahegelegene Dinefwr Castle zu erkunden.

Dinefwr Park und Dinefwr Castle

Der Weg dorthin führt uns durch den 800 Hektar großen Dinefwr Park, der alleine schon eine Sehenswürdigkeit ist.
Er besteht aus blumenreichen Heuwiesen, dichten Wälder, Teichen, Moorwäldern und Feuchtwiesen und bietet so Lebensräume für eine Reihe von Arten wie z. B. Otter, Polkatze, Damwild und Dachs, sowie für viel einheimische Vögel.
Die Burg Dinefwr Castle befindet sich auf der höchsten Erhebung des Anwesens. 1180 erbaut von Lord Rhys, dem Herrscher des alten Fürstentums von Deheubarth. Seine Regierungszeit war geprägt von Frieden und Stabilität, die zu einer Blüte der walisischen Kultur, Musik und Dichtkunst führte. Leider war dies nicht von Dauer.
Nach Rhys ‘Tod führten Konflikte um die Nachfolge zu turbulenten Jahren, als die walisischen Fürsten untereinander und gegen die Engländer kämpften. Dinefwr geriet schließlich ab 1287 jahrhundertelang unter englische Kontrolle und wurde dem Verfall preisgegeben. Im 20. Jahrhundert wurde die Burg von den Baronen von Dynevor teilweise restauriert. Leider wurden dabei auch mittelalterliche Mauern zerstört.

Wir erkunden die Anlage und besteigen den zweigeschossige 12 m hohen Rundturm. Schade, dass die Sonne nicht scheint! Von dort oben haben wir eine fantastische Aussicht über den ganzen Dinefwr Park und das Newton House.
Im weiten Bogen geht es zum Wohnmobil zurück

Mittlerweile haben wir späten Nachmittag und der Nieselregen hört nicht auf…
Wir beschließen bereits heute unser nächstes Ziel, die Kleinstadt Tenby, anzusteuern. Bei Regen kann man schließlich auch fahren… 42 Meilen kommen wir am Campingplatz Meadow Farm oberhalb von Tenby an. Der Platz bietet einen schönen Blick über die Küste, ist sehr einfach und „very expensiv“. Wir bleiben trotzdem und verbringen den Rest des Tages im Trockenen.

Tenby

Tag fünf unserer Walesreise weckt uns mit Sonnenschein. Nach dem Frühstück erkunden wir Tenby. Zunächst geht es bei Ebbe über den weiten breiten Strand unterhalb der fast mediterran wirkenden Stadt.
Der Hafen- und Urlaubsort Tenby ist für seine alte Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert und seine pittoreske Lage oberhalb schöner Sandstrände bekannt. In Viktorianischen Zeit entwickelte Tenby sich zum Seebad für die wohlhabende Bevölkerung, die sich Häuser entlang der Steilküste als Winterresidenz oder Dauerwohnsitz bauten.
Zunächst zieht uns ein Gebäude mit einer langen Rampe magisch an, von der wir uns nicht erklären können welchen Zweck sie erfüllen soll.
Wie sich bald herausstellt handelt es sich hierbei um die Tenby Rettungsbootstation. Es ist eine von über 200 Rettungsbootstationen, die an der Küste rund um England stationiert sind.
Wir besichtigen diese Station, die uns einen Einblick in die Rettungsarbeit der letzten hundert Jahre gibt.

Oberhalb der Rettungsstation befindet sich auf den mit alten Kanonen bestückten Castle Hill die Burgruine Tenby Castle. Von hier bietet sich ein schöner Blick über den Hafen.

Tudor Merchant’s House

Wir schlendern ein bisschen durch das Städtchen, essen jeder ein typisch walisische Sandwiche- sehr merkwürdige Geschmacksrichtungen- wundern uns über die zahlreichen Candy Shops und besuchen schließlich das Tudor Merchant’s House, das auch vom National Trust unterhalten wird.
Das Tudor Merchant’s House gibt uns einen Einblick in das Kaufmannsleben im Jahr 1500. Zu sehen sind der Kaufmannsladen, eine Arbeitsküche mit kleinem Garten sowie die Wohnräume der Kaufmannsfamilie.
Von der Vorderseite seines Hauses hatte der Kaufmann einen guten Blick auf die ankommenden und ablegenden Schiffe im Hafen. Ein Großteil dessen, was er verkaufte, wurde aus Übersee oder über den Küstenhandel mit anderen Teilen Großbritanniens importiert. Zu den Handelswaren gehörte Salz von der Biskaya und aus Portugals, Leinen aus Frankreich, Wein aus der Gascogne in Südfrankreich, Zucker von den Kanaren, sowie Heringe, Talg für Kerzen, Flachs sowie minderwertige Wolle und Stoffe aus Irland.

Beim weiteren Schlendern entdecken wir noch eine kleine Brauerei, The Buccaneer Inn und testen dort auf der Dachterrasse zum ersten Mal englisches Ale… Nicht unser Biergeschmack!

Um 12:00 Uhr sind wir am Wohnmobil zurück, checken aus und fahren durch sehr ländliche Gegend zum Wohnmobilstellplatz Bosherston Farm Camp in 16 Meilen Entfernung.

Bosherston und Strackpole Warren

Der Stellplatz besteht aus einer riesigen gemähten Weide und zwei Dixi-Häuschen und einer Dusche in einem Bretterverschlag. Wir sind die einzigen Gäste und… wir bleiben, denn heute ist noch eine Wanderung geplant.
Wir parken ganz am Ende der Wiesenfläche. Von der Nachbarweide werden wir von einer Herde Rinder neugierig beäugt. Schnell sind die Wanderschuhe geschnürt und los geht’s.

Die Wanderung führt uns zunächst an die farbenfrohen Bosherston Lakes oder Lily Ponds, wie sie auch genannt werden. Diese Seen wurden zwischen 1780 und 1860 künstlich angelegt und sind bekannt für ihre spektakulären farbenfrohen Seerosen. Weiter geht es zu atemberaubenden Klippen an weiten Hochflächen, idyllischen Badestränden und sandige Postkarten-Buchten. Die gesamte denkmalgeschützte Landschaft ist als nationales Naturschutzgebiet anerkannt und gehört zum Stackpole Anwesen. Das dazugehörige Herrenhaus der Cawdors, Stackpole Court, wurde 1735 erbaut. Die Familie Cawdor gestaltete die Landschaft mit den Seen als Mittelpunkt rund um das Anwesen. Leider verfiel das Haus und es wurde 1963 schließlich abgerissen.
Besonders gut hat uns die Barafundle Bay hat mit ihrer abgeschiedenen Lage und den schönen Sanddünen gefallen.

Rechtschaffen müde und vom Wind durchgeblasen kommen wir am späten Abend am Wohnmobil zurück und bereiten unter den neugierigen Blicken der Kuhherde unser Abendessen.

GPS-Daten zum Download der Lily Ponds-Wanderung findest Du am Ende dieses Berichts.

Die Halbinsel Marloes

Am nächsten Morgen entrichten wir am Briefkasten an der Ausfahrt unsere Stellplatzgebühr von acht Pfund und fahren nach Marloes (25 Meilen). Von dort geht es auf extrem schmaler Straße zum Parkplatz in der Nähe des kleinen Küsten-Cafes Runwayskiln (GPS-Koordinaten N 51°43’42.6″ W 5°13’01.2″).
Marloes ist nicht nur ein Ort, sondern auch eine Halbinsel. Diese bildet mit den vorgelagerten Inseln Skomer und Grassholm den westlichsten Teil Süd-Wales.
Wir parken das Wohnmobil und schnüren auch hier wieder unsere Wanderschuhe. Die Küstenwanderung führt uns immer oberhalb der Steilküste entlang und bietet uns sagenhafte Ausblicke auf das Meer und die Küstenlinie. Ziel ist die Bucht Martins Haven. Von dort aus gibt es Bootsausflüge zur Insel Skomer und man soll dabei Kolonien von Papageientaucher zu sehen bekommen.
Angekommen in Martins Haven ist der Seegang und Wind mittlerweile so stark, dass an einen Bootstrip nicht zu denken ist…
Wir wandern also weiter über die nächste mit Küstenheide bewachsene Klippe, die Deer Park (Hirschpark) genannt wird. Der Name bezieht sich auf den gescheiterten Versuch, im späten 18. Jahrhundert einen Wildpark zu errichten. Einst befand sich hier eine Siedlung aus der Eisenzeit. Der mehr als 2.000 Jahren alte, teils gemauerte Ringwall ist noch erhalten. Von dem Aussichtsplateau bzw. vom Aussichtspunkt WolltackPoint kann man im späten Sommer Seehunde mit ihren Jungen beobachten…

Leider haben wir weder Papageientaucher noch Seehunde gesehen. Rechtzeitig zum Ende unserer Wanderung lässt sich die Sonne blicken und so können wir noch auf der Terrasse des kleinen Cafés Runwayskiln einen Tea mit Sandwich genießen.

GPS-Daten zum Download der Marloes-Wanderung findest Du am Ende dieses Berichts.

St. Davids

Der nächste Sprung beträgt wieder 25 Meilen und bringt uns nach St. Davids. Wir entscheiden uns hier für einen Stellplatz auf dem schönen kleinen Trehenlliw Farmcamping, der knapp eine Meile außerhalb von St. Davids liegt. Ursprünglich wollten wir eigentlich auf dem Campingplatz White Sands übernachten, jedoch sind dort Wohnmobile nicht mehr erlaubt.
Dem etwas kühlen Spätnachmittag begegnen wir erst einmal mit einer heißen Dusche. Am Abend laufen wir in die Ortschaft, denn heute ist Christians Geburtstag und da wollen wir natürlich Essen gehen.
Im Zentrum gibt es ein uriges Pub, The Bishops, in dem wir noch einen Platz bekommen. Christian bestellt einen Riesen-Burger, Maria Lamm und ich ein Curry. Das Essen ist gut, noch besser jedoch ist hier das Bier…

Kathedrale von St Davids

Am nächsten Morgen sind wir schon relativ bald auf den Beinen um das kleine Städtchen zu erkunden. Das Highlight des Ortes ist zweifelsohne die große Kathedrale aus dem 6. Jahrhundert. Die Kathedrale von St Davids ist die letzte größere Kirche im normannischen Stil in ganz Großbritannien.
Erbaut wurde sie im 12. und 13. Jahrhundert, wobei die gesamte Anlage, auf der auch die Ruinen des Bischofspalastes (1280) stehen, bereits im 6. Jahrhundert entstand und damit eine der ältesten Kathedralen-Anlagen in Großbritannien ist.
Als Baumaterial diente kambrischer Sandstein in Farbtönen zwischen Grau und Rosa; später kam noch honigfarbener Oolith hinzu, der heute zu großen Teilen das Aussehen des Kirchenbauwerkes bestimmt.
Das ganze Ensemble war vollständig von einer Mauer umgeben. Wir durchschreiten das einzige erhaltene Tor, Porth-y-Twr, aus der Zeit um 1300. Zahlreiche Stufen bringen uns nach zur Kirche hinab. –Ja nicht hinauf, sondern hinab. Dies ist erstaunlich, die Kathedrale liegt viel tiefer als die Ortschaft, ist aber der Tatsache geschuldet, dass der Sakralbau nicht vom Meer aus gesehen werden sollte.

Wir betreten das Kirchenschiff und sind sofort gefangen. Ein Kinderchor erfüllt mit seinem Gesang den sakralen Raum.
Während wir zuhören fällt mir die Neigung der Säulenreihen nach außen auf. Die Last des Turms, die unzulänglichen Fundamente sowie der abschüssige und sumpfige Baugrund haben über die Jahrhunderte dazu beigetragen die Säulen nach außen zu drücken. Das dreischiffige normannische Langhaus hat sechs wuchtige Arkaden mit klaren Halbkreisbögen, die mit feinem Relief verziert sind. Aber auch die geschnitzte Holzdecke aus dem 16. Jahrhundert beeindruckt.
Es dauert lange bis wir uns von diesem grandiosen Bauwerk losreißen können…

Da wir ans Meer wollen, brechen wir, zurück am Wohnmobil, unsere Zelte ab und wechseln den Campingplatz. Der Platz der Wahl ist Caerfai Farm Campsite eine Meile südlich des Zentrums von St. Davids gelegen.
Dieser Campingplatz besticht durch seine exponierte Lage und damit tollen Aussicht auf die Küste. Ein kleiner Hofladen versorgt die Besucher unter anderem mit regionalen Produkten.
Nachdem heute die Sonne ein bisschen scheint, genießen wir den Rest des Tages mit süßem Nichtstun.

Pembrokeshire Nationalpark und Coast Path

Du bist auf der Suche nach spektakulären Küstenabschnitten? Dann bist Du hier genau richtig!
Seit Tenby befinden wir uns in der Grafschaft Pembrokeshire. Sie ist die südwestlichste Grafschaft von Wales und Englands einziger Nationalpark, der von drei Seiten vom Meer umgeben ist und damit überwiegend an der Küste liegt. Wanderer können sich die einmalig schöne Landschaft auf Pembrokeshire Coast Path, der Teil des 1400 Kilometer langen Wales Coast Paths ist, erschließen. Die amerikanische Zeitschrift National Geographic Traveler kürte Pembrokeshire im Jahr 2012 zur zweitschönsten Küstenregion der Welt.
An der Küste des Strackpole Warren sowie auf der Halbinsel Marloes sind wir die letzten Tage bereits Teilstücke diesen Coast Path bereits gelaufen.
Da am nächsten Tag die Sonne strahlt, erkunden wir heute ein weiteres Teilstück dieses Küstenwegs. Christian hat keine Lust auf seine Wanderschuhe und so brechen Maria und ich alleine auf.
Ein Tag auf dem Pembrokeshire Coast Path ist ein Muss. An jeder Ecke erwarten einen neue und überwältigende Ausblicke und diese landschaftlichen Eindrücke sind bleibend. So ist es auch heute wieder. An alten Kirchen und durch tief eingeschnittene kleine Fjorde geht es auf den folgenden knapp 15 Kilometern von Caerfai nach St Justinian’s. Von dort fahren wir mit dem Bus zurück bis ins Zentrum von St. Davids. Am Biergarten vom The Bishops kommen wir nach dieser schönen Wanderung nicht vorbei. Wir sitzen in der Sonne und lassen uns ein Pint schmecken… Unterwegs konnten wir übrigens an einem steilen Küstenabschnitt eine Robbe beobachten.

GPS-Daten zum Download des Pembrokeshire Coast Path findest Du am Ende dieses Berichts.

The National Wool Museum

Der Sonntagmorgen begrüßt uns mal wieder mit trübem, wolkenverhangenen Himmel, wenig später wird es zu regnen beginnen. Wie fahren weiter, zunächst zum National Wollmuseum in Drefach Felindre (GPS-Koordinnaten N 52°01’35” W 4°23’58”).
Hier tauchen wir in einer alten Wollmühle in die Geschichte der walisischen Wollindustrie ein…
Das Dorf Drefach Felindre war einst das Zentrum einer florierenden Wollindustrie, die ihre Hemden, Tücher, Decken, Bettdecken, Wollstrümpfe und Socken nicht nur im eigenen Land sondern in die ganzen Welt verkaufte.
In dem denkmalgeschützten Gebäude mit seinen historischen Maschinen bekommen wir einen Einblick in die Produktionsprozesse. Das sehr nette Personal erklärt bei freiem Eintritt, wie die geschorene Schafwolle durch Kämmen, Kardieren und Weben Schritt für Schritt zu Stoff verarbeitet wird. Entgegen meinen Erwartungen hat sich der Ausflug hierher gelohnt.

Der Tag jedoch wäre nicht perfekt, hätten wir nicht noch ein Ausflugsziel auf dem Programm.

Die georgianische Villa Llanerchaeron

Dieses liegt im nur 20 Meilen entfernten Aeron-Tal. Es ist das seit über 200 Jahren fast unveränderte, autarke Anwesen der georgianischen Villa Llanerchaeron. Zum Anwesen gehören ein heute noch bewirtschafteter Bauernhof, ummauerte Gärten und ein See.
Das Familienhaus in Llanerchaeron wurde 1795 nach einem Entwurf von John Nash fertiggestellt, der später auch den Brighton Pavilion, die Regent Street in London und den Buckingham Palace für George IV konzipierte.
Das Haus selbst ist auf den ersten Blick schlicht – ein schlichtes, zweistöckiges Gebäude aus Stuck und Schiefer. Nash legte großen Wert darauf, die Aussicht über die malerische Landschaft mit in das Haus zu integrieren. Es gibt daher zahlreiche große Fenster und er ordnete die Haupträume um eine zentrale, von oben beleuchtete Treppenhalle, wodurch das Gebäude insgesamt sehr hell wirkt.
Der Bereich für die Bediensteten an der Rückseite des Hauses, zeigt deutlich den Unterschied zwischen dem Alltagsleben der Familie und ihrem hart arbeitenden Personal. Im Servicehof befanden sich Molkerei, Backhaus, Räucherei, Salzkammer, Brauerei und Wäscherei. Die einzelnen Bereiche sind zu besichtigen und haben die Zeit in ihrer ursprünglichen Form überlebt.

Nachdem wir zuerst das Haus besichtigt haben, wenden wir uns zunächst dem bewirtschafteten Bauernhof zu.
Außer ein paar Hühnern und verschmusten Katzen sind leider alle Tiere auf der Weide und so gibt es nur die leeren Stallungen zu sehen, die normalerweise 11 verschiedene Nutztierarten beherbergen. Wir halten uns daher hier nicht allzu lange auf und besuchen die Gärten von Llanerchaeron.

200 Jahre Gartenbaugeschichte

Innerhalb der Mauern der Gartenanlage begegnen einem über 200 Jahre Gartenbaugeschichte. Es gibt einen Gemüsegarten, uralte Obstbäume, ein viktorianisches Gewächshaus und einen wunderschönen Kräutergarten in „Klaviertastenanordnung“ mit einer Reihe von Küchen- und Heilkräutern zu sehen.
Sowohl der Bauernhof, als auch der Garten werden nach wie vor vom National Trust bewirtschaftet und das, seit dieser das Anwesen im Jahr 1989 übernommen hat.

Nachdem wir uns noch im Tearoom gestärkt haben geht es am späten Nachmittag weiter nach Aberaeron und dort auf den Campingplatz „Camping on the Farm“.

Mittlerweile hat der Wind wieder aufgefrischt und ab und zu peitscht ein kurzer Schauer über uns hinweg. Vor lauter „Verzweiflung“ machen wir es uns im ortsansässigem Pub des Harbourmaster Hotels gemütlich…

Cadar Idris

Leider ist auch am nächsten Morgen das Wetter nicht sehr viel besser. Trotzdem beschließen wir unser Programm weiter durchzuziehen. Für heute war eine Wanderung auf den Cadar Idris geplant. Wir fahren also die paar Meilen bis zum Ausgangspunkt (GPS-Koordinaten N 52°41’13.1″W 3°52’40.1″) und machen uns auf den Weg.
Vorbei an einem Wasserfall wandern wir durch grandiose Bergkulisse stetig bergauf. Je höher wir kommen, desto tiefer hängen die Wolken. Oberhalb des Gebirgsees LLyn Cau brechen wir ab. Die Sicht wird zu schlecht und es wird bei diesen Bedingungen zu gefährlich an der Bergkante mit ihren steilen Abbrüchen entlang zu wandern. Ein über uns kreisender Hubschrauber der Bergrettung mahnt uns zudem vorsichtig zu sein. Schade, wir hätten diese Wanderung gerne in ganzer Länge gemacht.

GPS-Daten zum Download der Cadar Idris-Wanderung findest Du am Ende dieses Berichts.

Snowdonia – Sagenumwobener Nationalpark In Nordwales

Die Großartigkeit der Landschaft nimmt im weiteren Verlauf unserer Fahrt zu. Wir erklimmen den Pen-y-Pass im Nationalpark Snowdonia. Wilde Landschaften, schroffe Felsen und Klippen sowie hunderte von Gipfeln und Seen zeichnen diesen Nationalpark aus. Namensgeber ist dabei der mit 1085 m höchste Berg Großbritanniens, der Snowdon oder auch auf walisisch Yr Wyddfa (Grab oder Gruft). Das Gebirge wurde durch vulkanische Aktivität geformt und durch die Gletscher der Eiszeitalter modelliert. Dabei entstanden viele tief eingeschnittene Trogtäler und einige Seen.
Da wir erst morgen den Snowdon erklimmen wollen, fahren wir zunächst auf der anderen Passseite durch ebenso grandiose Landschaft bis zur Ortschaft Nant Peris. Hier gibt es einen sehr, sehr einfachen Campground (Ty Isaf Campsite). Am späten Nachmittag lädt uns die Sonne zum Essen unter blauem Himmel ein. Dieser Einladung können wir natürlich nicht wiederstehen…

Snowdon, der höchste Berg Wales

Am Folgetag brechen wir bereits kurz nach 08:00 Uhr auf und fahren zurück auf den Pen-y-Pass. Trotz der relativ frühen Stunde bekommen wir keinen Parkplatz. Sämtliche Parkbuchten sind belegt – und das an einem normalen Dienstag!?
Wir disponieren um, fahren zurück auf unseren Campground, lassen das WoMo stehen und warten am Großparkplatz der Ortschaft auf den Linienbus … der leider nicht kommt. Stattdessen hält ein Taxi. Da der Preis mit acht Pfund in Ordnung ist, lassen wir uns vom netten Driver zurück auf die Passhöhe befördern.
Die heutige Wanderung wird uns über den Lliwedd-Pfad auf den Snowdon führen.
Um diesen Berg ranken sich einige Legenden und Mythen. So soll der Riese Rhita Gawr, der mit einer Robe aus den Bärten der von ihm umgebrachten Königen bekleidet war, unter dem Gipfel begraben sein. Der Snowdon ist der beliebteste Berg im Nationalpark und wird jährlich von tausenden von Touristen besucht. Es gibt dazu mehrere Wege und Möglichkeiten, beschwerliche, leichte und mit der Zahnradbahn auch bequeme. Der Sender ITV hat vor einigen Jahren eine großartige Filmreihe zum Snowdon gemacht, die ich nur empfehlen kann.

Angesichts unserer sonstigen Bergtouren mag der Aufstieg auf einen „nur“ 1085m hohen Berg fast lächerlich erscheinen, jedoch täuscht dies. Der Snowdon hat es in sich. Nicht umsonst trainierte Sir Edmund Hillary am Mount Snowdon für seine Besteigung des Mount Everest. Das raue Klima und die exponierte Lage direkt am Atlantik machen den Snowdon zu einem Berg, der durchaus mit einem 3.000er vergleichbar ist.
Trotz des schlechten Wetters steigen wir auf. Ich habe im Vorfeld gelesen, es sei völlig normal, dass die Wanderung häufig in Teilen im Nebel oder im Dauerregen verlaufe. Zunächst haben wir da ja noch Glück!
Erst als der Weg zum Steig wird und wir schnell an Höhe gewinnen verdichtet sich der Nebel und gib nur noch ab und zu den großartigen Blick über die Landschaft und die steilen Felsabbrüche frei. Orientieren können wir uns nun nur noch anhand von Steinmännchen.
Angekommen am Gipfel wird man überrascht von den Menschenmassen, die hier trotz des durchwachsenen Wetters zum Gipfel strömen. Die Masse der hier Anwesenden, ist jedoch mit der Dampfzahnradbahn, die sich von Llanberris aus hochschlängelt, heraufgekommen.
Wir flüchten relativ schnell. An einer etwas ruhigeren Stelle teilen wir unseren Wanderproviant mit einer frechen Möve… Zurück geht es über den Pyg Track. Auch dieser ist landschaftlich sehr reizvoll und bietet großartige Ausblicke.

Am Pen-y-Pass angekommen, müssen wir leider fast 45 Minuten auf den Bus warten, der uns sicher zurück zum Wohnmobil bringt.
Weitere Infos zu Wanderwegen auf den Gipfel des Snowdons mit Beschreibung und Übersichtskarten findest Du unter https://www.walkupsnowdon.co.uk/

GPS-Daten zum Download der Snowdon-Wanderung findest Du am Ende dieses Berichts.

Unseren nächsten Übernachtungsplatz finden wir per Zufall. Es ist der kleine Tyn Rhos Farm – Caravanpark in New Quay, 14 Meilen von unserem jetzigen Standort entfernt. Ein hübscher kleiner Platz an einem Bauernhof gelegen mit ordentlichen Sanitäranlage und einer kräftigen heißen Dusche. Hier lassen wir den sonnigen Abend so langsam ausklingen, Essen gemütlich und um richtig müde zu werden machen Maria und ich noch einen größeren Spaziergang.

Caernarfon Castle

Am nächsten Tag steht die Kleinstadt Caernarfon auf dem Programm. Jedoch interessiert uns weniger die Stadt als die mächtige Burganlage, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und eine der bekanntesten historischen Festungen Großbritanniens ist.
Das Castle wurde zwischen 1282 und 1327 durch Eduard I errichtet und bietet noch heute, egal von welcher Seite man sich der Stadt nähert, einen eindrucksvollen Anblick.
1284 wurde Eduard II. in Caernarfon Castle geboren und damit zum ersten Prinzen von Wales. Bis heute wird dieser Titel dem Thronerben des englischen Herrschers verliehen.
Seit 1330 ist die Burg fast unverändert erhalten geblieben. Lediglich die hölzernen Gebäude die sich innerhalb der Mauern befanden haben die Zeit nicht überstanden.
Beeindruckend ist die Ringmauer der Burg. Sie ist an ihrem Fuß ca. sechs Meter breit und erreicht eine Höhe von 18 Metern.

Wir erkunden die Burg ausgiebig, erklimmen die Türme, genießen die Aussicht über die Stadt und die Küste, besichtigen die einzelnen Räume und erfahren viele über die Geschichte der Burg.
Am 1. Juli 1969 wurde der heutige Prince of Wales, Charles Mountbatten-Windsor, auf Caernarfon feierlich gekrönt.
In einem der Räume ist die Krönungszeremonie per Videoanimation zu sehen.

Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch

Nach dieser ausführlichen Besichtigung will Maria noch unbedingt zur Ortschaft mit dem längsten Ortsnamen Europas. Es sind nur knappe 20 Minuten zu fahren, also gönnen wir uns den Spaß nur für ein Foto nach Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch zu fahren.

Der Zungenbrecher-Ortsname bedeutet auf Deutsch: „Marienkirche in einer Mulde weißer Haseln in der Nähe des schnellen Wirbels und der Thysiliokirche bei der roten Höhle“.

Ein Schuster dachte sich im 19. Jahrhundert diesen Ortsnamen aus, um das damalige Dorf für den Handel attraktiver zu machen und die Eisenbahngesellschaft dazu zu bewegen, an der Hauptstrecke London–Manchester–Holyhead einen Bahnhof einzurichten.
Mit dem Namen wurde die Ortschaft zum Touristenziel und zum bekanntesten Dorf in Wales…

Penrhyn Castle

Nur für ein Foto halten wir kurz und fahren dann zum Landschloss Castle Penrhyn.
Mit einer Gebäudelänge von 180 Metern und einer Dachfläche von insgesamt über 4100qm2 ist Penrhyn Castle wohl eines der größten Herrenhäuser Englands. Zusätzlich besitzt es noch einen 37 Meter hohen Bergfried.
Das Anwesen des 1. Barons Penrhyn ließ sein Vetter George Hay Dawkins, nachdem er das Gebäude geerbt hatte, zwischen 1821/1822 und 1837 durch die heutige Anlage ersetzen. Die alte Bausubstanz wurde dabei in den neuen Bau integriert. Seither ist die Anlage nur wenig verändert worden und gilt als Meisterstück des Architekten Thomas Hoppers.
Dass Haus ist gewaltig. Es besitzt eine gigantisch große Haupthalle die in Form, Stil und Umfang einer normannischen Kathedrale gleicht.
Neben dieser Halle gibt es die Bibliothek, den Salon, das Ebenholzzimmer, das Prunkschlafgemach mit Ankleidezimmer, etliche Schlafgemächer, die Kapelle, das Frühstückszimmer usw. usw… zu sehen.
Alleine am aus Sand- und Kalkstein bestehendem großen Treppenhaus arbeiteten kunstfertige Steinmetze 10 Jahre lang!

Der Speisesaal beeindruckt mit riesigen Wandgemälden alter Meister und Familienportraits aus dem 17. – 19. Jahrhundert sowie einem festlich gedeckten Tisch für über 20 Personen.
Äußerst sehenswert ist natürlich auch die zum Herrenhaus gehörende Gartenanlage.

Wir verbringen hier fast den gesamten Nachmittag und können uns erst am frühen Abend losreißen.
Unser Übernachtungsziel heißt Erw Glas Campsite in 26 Meilen Entfernung. Ein netter kleiner Campingplatz, auf dem wir noch in der Abendsonne, später am Lagerfeuer sitzend, den Tag ausklingen lassen.

Bodnant Garden

So langsam müssen wir die Heimfahrt planen. Daher geht es heute schon einmal ein kleines Stück Richtung Süden. Zunächst besuchen wir jedoch die Gärten von Bodnant.
Tal-y-Cafn ist eine kleine Siedlung im Conwy-Tal, durch das der gleichnamige Fluss fließt. An einem der Hänge dieses Tals befindet sich die 32 Hektar große Gartenanlage Bodnant Garden. 1874 gegründet und von fünf Generationen einer Familie weiterentwickelt, wurde die Gartenanlage 1949 dem National Trust geschenkt. Sorgsam gepflegt durfte der Garten 150 Jahre lang wachsen.

Weitläufige Rasenflächen, Terrassen, Wäldchen und der Ausblick auf das malerische Conwy-Tal machen es zu einem beliebten Ausflugsort und nehmen auch uns gleich gefangen. Ursprünglich wurde der Bodnant Garden vom Wissenschaftler, Geschäftsmann und Politiker Henry Pochin angelegt und mit Pflanzen aus Expeditionen rund um den Erdball bestückt. Es gibt Zedern aus Afrika und dem Mittleren Osten, japanische Scheinzypressen und Kiefern, zahlreiche Rhododendren und Kamelien. Hier blühte die erste Magnolie in Großbritannien überhaupt, importiert aus China im 19. Jahrhundert. Zu bewundern gibt es die Himalaya-Mohnblumen oder chilenische Feuersträucher. Teile des Tals wurden umgestaltet, amerikanische und asiatische Nadelbäume an den Ufern des Flusses Hiraethlyn gepflanzt, um einen romantischen Wald- und Wassergarten zu schaffen. Viele der Pflanzen sind über 100 Jahre alt.
Weitere Infos: https://www.nationaltrust.org.uk/bodnant-garden

Conwy

Irgendwann müssen wir uns gewaltsam losreißen, wir wollten ja heute noch ein bisschen Strecke machen. Zunächst bleiben wir jedoch noch in Conwy „hängen“, besuchen dort die von Edward I. erbaute Burg Conwy, schlendern über die Suspension Bridge von 1820, die einen großartigen Ausblick über den Conwy-Fluss bietet, bleiben kurz vor dem schmalsten Haus Englands stehen, lassen uns das Leben im Aberconwy House, einem 700 Jahre alten Händlerhaus nahebringen und stärken uns mit Fish und Chips und einem Creamtea.

Nach Dover mit Stopover

Am frühen Nachmittag brechen wir dann endlich auf. 180 Meilen sind es bis zum Camp Fir Tree Farm Caravan site, einer Empfehlung, die eine Instabekannte gegeben hat.
Wir sind angenehm überrascht. In einer Talsenke liegt dieser entzückende Campingplatz, angeordnet um einen See und viel zu schön um hier nur zu übernachten…

Leider ist dies aber so. Wir genießen die Ruhe in dieser Gegend, werfen das letzte Mal in diesem Urlaub unseren Grill an und verbringen eine ruhige erholsame Nacht.

Nach dem Frühstück brechen wir Richtung Dover auf. Unterwegs machen wir noch einen Stopp in Guildford nahe London. Christian will hier unbedingt in einen berühmten Gitarrenladen namens Andertons. Ich parke also in der Nähe und döse ein bisschen. Eine Stunde später sind wir wieder unterwegs. Am Spätnachmittag kommen wir in Dover an und parken wieder in der Nähe des Jachthafens. Bei einem kleinen Spaziergang durch das Städtchen geben wir unsere Letzten Pfund aus…

Unsere Fähre geht um 22:00 Uhr, es bleibt also noch Zeit etwas zu kochen und zu essen.
Die Überfahrt verläuft ruhig und unspektakulär. Gegen Mitternacht rollen wir in der Nähe von Dünkirchen leise auf einen ruhigen Stellplatz (Bray-Dunes,49 Rue Pierre Decock) und schlafen erst einmal…

Fazit:

Vorneweg, fürs Wetter kann keiner was, dennoch war es echt bescheiden! Wir waren Anfang bis Ende Juni (7. – 21.06.) unterwegs. Mit Sicherheit ist es besser, später im Jahr nach Wales zu reisen. Das Land ist unbedingt eine Reise wert. Die Küstenregionen haben es uns dabei ebenso angetan, wie die schroffen Berge des Hinterlandes. Wanderer, Naturliebhaber und kulturell Interessierte kommen in Wales auf jeden Fall auf ihre Kosten. Waliser sind aufgeschlossene, hilfsbereite und liebenswürdige Menschen, mit einer lustig anzuhörenden Sprache. Stellplätze und Campingplätze zu finden oder auch mal frei zu stehen ist kein Problem.
Die 14 Tage, die wir unterwegs waren, sind, und das, obwohl wir viel unternommen haben, immer noch zu kurz, um alle Burgen, Schlösser, Herrensitze und außergewöhnlichen Landschaften zu besuchen. Dennoch haben wir einen guten Einblick bekommen und Wales, wir kommen wieder, versprochen!

Alle Links und Übersichtskarten dieses Artikels

Stell- und Campingplätze (Links und GPS-Koordinaten)

Stellplatz Dover am Jachthafen N 51°07’14.5″ O 1°18’47.7″

Stellplatz bei Caerphilly N 51°34‘16‘‘ W 3°10‘51‘‘

Stellplatz Ogmore Castle N 51°28’49.8″ W 3°36’43.6″

Rhossili Bay, Hillend Camping Park, N 51°35’37.8″ W 4°17’15.0″

Tenby, Campingplatz Meadow Farm, N 51°40’57.0″N 4°42’09.4″

Bosherston, Bosherston Farm Camp, N 51°36’54.0″ W 4°56’33.3″

St. Davids, Trehenlliw Farmcamping, N 51°53’29” W 5°15’29”

St. Davids, Caerfai Farm Campsite, N 51°52’24” W 5°15’26”

Aberaeron, Camping on the Farm, N 52°14’46.8″ W 4°15’12.8″

Nant Peris, Campground Ty Isaf Campsite, N 53°06’19.8″ W 4°04’55.9″

New Quay, Tyn Rhos Farm – Caravanpark, N 53°05’50.1″ W 4°18’23.6″

Conwy, Erw Glas Campsite, N 53°11’53.3″ W 3°49’26.3″

Oxfordshire, Camp Fir Tree Farm Caravan, N 52°07’05.6″ W 1°24’39.6″

Stellplatz bei Dünkirchen, N 51°03’45.7″ O 2°31’18.2″

Wanderungen mit GPS-Tracks zum Download

Wanderung  Methyr Mawr Sand Dunes

Wanderung The Cliffs Bay

Wanderung Rhossili Bay

Wanderung Lily Ponds

Wanderung Halbinsel Marloes

Wanderung Pembrokeshire Coast Path, St. Davids

Wanderung Cadar Idris

Wanderung Snowdon 

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